Seifershau i. Riesengebirge, Krs. Hirschberg

Im Jahre 1927





Seifershau liegt 700 – 800 m ü.d. Meeresspiegel und zählt 1000 Einwohner. Altkemnitz, die vorletzte Station vor Hirschberg auf der Strecke von Görlitz her, ist die Bahnstation, von der aus Seifershau zu Wagen in einer halben Stunde, zu Fuß in etwa 50 Minuten erreicht wird. Das Postauto Krummhübel – Hermsdorf – Schreiberhau fährt dicht unterhalb Seifershau vorbei, wo auch eine Haltestelle für den Ort besteht. Seifershau liegt hoch über dem Tale mitten in den Vorbergen, und seine obersten Häuser reichen bis auf die Höhe des Zackenkammes. Hier schließt dieses Berggelände unmittelbar an den Hochstein mit Schreiberhau und damit an das Hochgebirge selbst an. Es ist durch diese Lage zu einer Sommerfrische geworden, die jährlich von durchschnittlich 700 Fremden besucht wird. Seifershau hat sich seine Eigenart als Gebirgsdorf voll bewahrt, und seine gemütlichen Häuschen erfreuen das Auge allenthalben. Auch an guten bürgerlichen Barockbauten fehlt es nicht, besonders im Niederdorfe. Als Erholungsort in frischer Gebirgsluft ist Seifershau über jedem Zweifel erhaben. Die Waldmassen in nächster Nähe garantieren die schönste Erfrischung von allem Alltagstrubel. - Zu Seifershau gehört noch die Kolonie Ramberg nahe bei Hindorf und Ludwigsdorf, welch letzteres zum Kirchspiel Seifershau gehört und selbst Sommerfrische ist.

Seifershau ist schon ein recht altes Gebirgsdorf. Es ist in den Jahren 1343 bis 1377 entstanden, und sein Name war ursprünglich Seifriedshau. Seit 1377 gehört es zur Freien Standesherrschaft Kynast. Es war seiner Zeit eines von den neuen Dörfern, die dem Besitzer des Kynast Gottsche Schoff zinspflichtig waren. Die Gründer des Ortes waren vermutlich aus anderen Teilen Schlesiens vertriebene Kolonisten. Es wird angenommen, daß der Führer dieser Zuwanderer Seifried geheißen hat. Während des 30-jährigen Krieges flüchteten sich viele Bewohner in die Einsamkeit der Berge und Wälder, um den Kriegsgefahren zu entgehen, und der Ort hatte dadurch eine bedeutende Zunahme der Bevölkerung zu verzeichnen. Nach dem Kriege entfaltete sich in Seifershau ein blühender Handel mit Leinwand, wobei die Handelshäuser Menzel, Hartmann, Fromhold usw. in hohem Ansehen standen. Noch heute bekunden die künstlerisch gearbeiteten Grabsteine auf dem hiesigen Friedhof die Wohlhabenheit einiger Bewohner in damaliger Zeit. Im Jahre 1857 wurde in Seifershau eine Spitzenschule errichtet, die das kunstreiche Nähen der Brüsseler und Brabanter Spitzen lehrte, womit sich noch heute einzelne Bewohner beschäftigen. Auch die Anfertigung von Sanduhren für Kirchen wurde in früheren Jahren hier betrieben. In den Jahren 1880/81 hatte der Ort eine bedeutende Zunahme zu verzeichnen, so daß die Einwohnerzahl auf 1500 Seelen stieg, die aber in den Jahren 1888/92 infolge geringer Arbeitsgelegenheit und Wohnungsnot bis auf 900 zurückging. Erst in den letzten Jahren ist wieder ein Aufstieg zu verzeichnen.