Reibnitz i. Riesengebirge, Krs. Hirschberg

im Jahre 1927






Reibnitz mit 813 Einwohnern ist die letzte Eisenbahnstation vor Hirschberg auf der Görlitzer Strecke und liegt in einer reizvollen Hügellandschaft. Eine Anzahl größerer Bauernwirtschaften und zwei Kirchen kennzeichnen den Ort. Die Gründung der evangelischen Kirche ist Friedrich dem Großen zu verdanken. Das maßgebende Schriftstück wird in dem trefflichen Werk von Lehrer Larl Schmidt in Hirschberg „Bilder aus der Heimatgeschichte des Hirschberger Tales“ mitgeteilt. Es lautet:


Auf Sr. Königl. Majestät in Preußen allergnädigsten Befehl soll der Prediger Großmann in Kemnitz und Reibnitzund denen da herumliegenden Dörfern den Gottesdienst halten, auch alle Actus ministeriales verrichten, übrigens aber den Katholiken keinen Eintrag tun, wonach sich ein jeder, wes Standes er sei, zu achten hat.

Im Hautquartier zu Rauschwitz vor Glogau, den 4. Mai 1741.“


Zweifellos ist in Reibnitz ein alter Rittersitz gewesen, und das Geschlecht derer von Reibnitz leitet seinen Namen von dem Orte her. Nach V. Schaetzke („Schlesische Burgen und Schlösser“, Verlag L. Heege, Schweidnitz) wird hier urkundlich Henricus de Rybnicz genannt, dem Namen nach wahrscheinlich ein polnischer Ritter, der hier unter den Piasten seßhaft und dessen Geschlecht germanisiert wurde. Bis 1423 sind die Reibnitze im Dorfe ansässig gewesen. Wo ihre Burg gestanden hat, ist ganz ungewiß. Möglich ist, daß es dieselbe Stelle war, wo jetzt die Ruine „Läusepelz“ und das angrenzende Vorwerk gleichen Namens stehen. Diese Ruine dürfte im Verhältnis kein allzu hohes Alter besitzen, denn in mittelalterlicher Zeit baute man aus naheliegenden Gründen so große Fenster nicht so niedrig über dem Erdboden. Auch erscheinen die Mauern sehr dünn für eine Burg. Das hat wohl auch zu der Annahme geführt, daß der Bau ursprünglich nur ein Beduinenkloster gewesen sei, aber auch das ist sehr ungewiß. Der Name wird, sicherlich mit Unrecht, als „laudis palatium“ gedeutet, von anderen aber mit dem umgebenden Sumpfgelände zusammengebracht. Jedenfalls tappt man hier vollständig im Dunkel bis auf die Gewißheit, daß hier einst tatsächlich ein Herrensitz stand.