Gebirgsbauden

Brückenberg – Wolfshau – Baberhäuser

im Jahre 1927



Dieser Begriff ist insofern eigenartig, als drei Ortschaften: Brückenberg, Wolfshau und Baberhäuser, und eine Anzahl Gaststätten des Hochgebirges: Teichmannbaude, Schlingelbaude, Hasenbaude, Kleine Teichbaude, Hampelbaude, Prinz Heinrichbaude und Schlesierhaus, dazu gehören.

Brückenberg soll seinen Namen (Brückendorf) von den Knüppelbrücken haben, die durch den sumpfigen Gebirgshang führten, wie heute noch auf der Hohen Eule und im Altvater. Ein gräflicher Oberförster saß schon 1670 hier. Daß der Ort bereits im 30-jährigen Krieg bestand, zeigt das Trümmerfeld des alten Amtshauses zwischen Hoserweg und Kalkwasser oberhalb der Kalkwasser- Brücke, wo auch die Anlage eines Zufluchtsdorfes noch nachweisbar ist. Namen aus dieser Zeit sind: Im Herrenhause (bei dem Amtshaus), im Krieg oder Kriegbusch in der Nähe des Waldhauses, ferner die große Anzahl der Buschpredigerstellen um Brückenberg wie Predigtstuhl (bei den Neuhäusern), Semmeljunge (wird als „Sammelstein“ gedeutet) auf dem Stirnberg. Die Neuhäuser wurden die Kolonie der vertriebenen evangelischen Böhmen nach 1620. Die Bevölkerung war vor etwa 40 Jahren noch bitter arm. Obgleich schon seit Gründung der Kirche Wang 1844 viele Fremde herauf kamen, mußte sich der Staat noch Ende der 50 Jahre der armen Leute durch Beschaffung billiger Lebensmittel annehmen. Heute hat der Ort kein Haus mehr, wo nicht Fremde unterkommen können.

Die Kirche Wang gehört zu Brückenberg wie zum ganzen Gebiet als ein Bau, der zwar nicht bodenständig ist, aber doch durch die Umstände seiner Gründung Heimatrecht erlangt hat. Jedenfalls ist sie die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes und wird alljährlich von über 20 000 Personen besucht. Junge Paare aus den Kreisen der Sommer- und Wintergäste lassen sich mit Vorliebe hier trauen. Auf dem Kirchplan stehen Kirche, Pfarr- und Schulhaus, Friehof, das Denkmal der Gräfin Reden (s.u. Buchwald) und das 1920 errichtete Kriegerdenkmal. Am Südeingang des Platzes steht eine Anzahl über 200 Jahre alter Tannen und Fichten. Der Platz ist zum Teil durch Aufschüttung hergestellt auf dem Grundstück, das Graf Leopold Schaffgotsch 1842 dem König zum Bau der Kirche schenkte.

Der König hatte durch Vermittlung von Prof. Steffens die alte Kirche von Wang in Valdres in Norwegen, die dort am Wanger See lag und der Gemeinde zu klein geworden war, auch im Verfall begriffen war, für 120 Taler gekauft und auf Veranlassung der Gräfin Reden hier aufstellen lassen. Am 28. Juli 1844 wurde die Kirche eingeweiht. Der Bau mit Nebengebäuden und sonstigen Kosten erforderte fast 80 000 M nach heutigem Gelde, ohne Ankauf und Transport. Die Kirche ward im allgemeinen so hergestellt, wie sie in Norwegen stand. Neu angefügt wurden Apsis und Rundgang; der Glockenturm und Säulengang waren eigene, nicht glückliche Erfindungen des Königs. Alte Stücke sind sämtliche geschnitzte Portale, die acht Säulen im Schiff bis zum Chor und die vier großen Ecksäulen, die das Ganze halten, sechs Säulchen des Rundgangs, zwei Türringe aus geschnittenem Eisen, der alte Schlüssel, einer der wenigen norwegischen Originale, die noch im Gebrauch sind - dies alles aus der Zeit 1200 – 1250, ferner zwei prachtvolle hölzerne Leuchter auf dem Altar von 1650 und Stücke des Rahmwerkes, Bogen und sonstiges Holzwerk. Aus altem Holz ist die Kanzel, vieles von den Fensterbogen, sämtliche Schindeln und 177, 5 laufende Fuß der senkrechten Bohlen der Außenseite des Rundgangs sowie sämtliche Bestandteile des Dachreiters, auch eine Anzahl der Drachenköpfe. Nach altem Muster einer mitgebrachten Tür – vier Türplatten sind auch alt, aber zurechtgestutzt – sind die Beschläge. Die zum Teil guten, aber erkennbaren Ergänzungen, von denen nur das äußere Westportal fast frei ist, Stammen von dem Kupferberger Schnitzer Jakob, ebenso das Kruzifix am Altar und die Kapitäle der vier schwächeren Säulen im Chor. Vor der Apsis stehen Barockleuchter nach nordischen Vorbildern aus der Warmbrunner Holzschnitzschule; von ebenda ein kleines Kruzifix in der Sakristei. ( Näheres siehe E.Gebhardt: „Die Kirche Wang und ihre Geschichte“ und „Friederike Gräfin von Reden“.)

Die Kirche, die elektrisch heizbar ist, kann jederzeit besichtigt werden; zu bestimmten Stunden ist im Sommer eine Führerin in der Kirche, sonst muß man sich im Pfarrhaus melden. Die Besichtigung kostet 20 Pfg. Ermäßigung haben Schulen, Militär (truppweise), Kinder von sechs bis zehn Jahren, Schwestern (Diakonissen usw.), kirchliche Vereine und Vereine aus kleinen Dörfern und Städten. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Wenn auch die Kirche nicht mehr den nordisch-romanischen Stil so wiedergibt, wie man ihn heute kennt, bietet sie doch stets einen reizvollen Anblick.

Wolfshau und Baberhäuser, ursprünglich ebenso wie Brückenberg arme Baudenkolonien, sind heute ebenso wie ihre Mutter stark besuchte und beliebte Sommerfrischen. Was sie einst arm machte, die fast völlige Abgeschiedenheit und gebirgsnahe Lage, ist heute ihr Kapital.