Berthelsdorf i. Riesengebirge, Kreis Hirschberg

im Jahre 1927




Berthelsdorf mit 800 Einwohnern liegt in einem schönen Tal, durchflossen vom stattlichen Kemnitzbach, dessen Ufer immer romantischer werden, je mehr er sich dem Bober nähert. Der Abschluß des Tales am Bernskenstein ist eine Sehenswürdigkeit des gesamten Vorgebirges. Wegen seiner prächtigen Umgebung ist Berthelsdorf längst Sommerfrische geworden. Die Bahnstation Altkemnitz ist nur 3 km entfernt.

Berthelsdorf ist ebenfalls unter den Piasten entstanden mit dem Namen Bartholdi villa. Im Jahre 1341 am 29. Juni erteilte Heinrich I. der Bärtige dem Erbadligen Konrad von Tschirn gegen Abtretung des Berglehns Hausberg zu Hirschberg die Obergerichtsbarkeit von Bertholdsdorf, Rybnitz, Straupitz und Grunau. Die katholische Kirche des Ortes ist 1298 St. Michael zu Ehren erbaut und erhielt 1517 eine Glocke zum Geschenk, die noch vorhanden ist. Die Kirche ist später durch einen Anbau erweitert worden. Wertvolle Bilder und Schnitzereien sind darin noch erhalten. Grabdenkmäler des Ritters Hans von Zedlitz und Giersdorf und seiner Gemahlin Ursula geb. Falkenhainin von Kommernik sind noch zu sehen. Das alte Schloß des Rittergutes ist abgebrannt; es ging dabei eine wertvolle Bibliothek verloren. Von Mai bis August 1813, bis zur Schlacht an der Katzbach, hatte Berthelsdorf viel unter der Einquartierung der Franzosen zu leiden; doch, dann nach dem 28. August, wurden der Ort wie die ganze Gegend frei.

Durch den Bau des Sanatoriums 1877 am Eingang zum Kemnitzgrund ist unser Ort weit über die Grenzen Schlesiens bekannt geworden. Die Anstalt, die vielen tausend Kranken Heilung gebracht hat, ist nach dem Kriege in eine Lungenheilstätte umgewandelt worden, in der ständig zwei Ärzte beschäftigt sind. Für die Entwicklung des Ortes maßgebend war auch der Bau der Papierfabrik von Schubert & Co. im Jahre 1887. Die mächtige Anlage der Talsperre Mauer veranlaßte aber den Abbruch der Fabrik 1913 und ihren Wiederaufbau auf höher gelegenem Gelände durch die Provinz. Der starke Verkehr von und zur Fabrik bedingte es, daß 1898 eine Chaussee vom Bahnhof Altkemnitz bis zur Fabrik gebaut wurde, die später ihre Fortsetzung nach Boberröhrsdorf fand. Seitdem hat sich der Verkehr gewaltig gehoben.