Schlesische Städte am Bober
Hirschberg – Löwenberg – Bunzlau
Barbara Bartos-Höppner
An der Stelle, an welcher der wilde Bober eine stattliche Breite erreicht, liegt Hirschberg, das Tor zum Riesengebirge. Die Wohlhabenheit dieser Stadt gründet auf der Leinen- u.Schleierweberei Anfang des 16.Jahrhunderts. Kriege zerstörten den Reichtum, aber immer wieder schuf der Fleiß seiner Bürger Neues, Besseres. Betriebsame Stadt, mit dem Hauch der Großstadt, der Fremdenver-
kehr mit sich bringt und der dennoch so gemütlichen, trauten Bürgerlichkeit. Außer dem Fremden-
verkehr war es aber in jüngster Zeit die Industrie, durch die Hirschberg eine blühende Stadt wurde.
Auch wer nicht gleich ins Gebirge wollte, den entzückte das Stadtinnere und die herrliche Umge-
bung. Unvergeßlich ein Gang unter den Lauben am Markt, am alten wehrhaften Stadtturm, ein Gottesdienst in der Gnadenkirche. Wer einmal den Weg zum Hausberg oder zur Sattlerschlucht, zum Helikon - der zum Gedenken an Friedrich den Großen erbaute Tempel – oder gar zur Turmstein-
baude gegangen ist, wird ihn immer in Erinnerung behalten.
Weiter bergabwärts liegt Löwenberg, die älteste schlesische Städtegründung (1209). Die Glanzzeit dieser Kreisstadt liegt im Mittelalter. Damals spielte sie eine bedeutende Rolle in der Entwicklung Schlesiens. Auch hier waren es die Kriege, welche die Bedeutung der Stadt schmälerten und sogar allmählich vernichteten, so der dreißigjährige Krieg und die drei schleischen Kriege. Aber eines blieb Löwenberg durch die Zähigkeit seiner Bürger erhalten, das liebliche, saubere Stadtbild. Unvergessen bleibt das stattliche, in mehreren Jahrhunderten erbaute Rathaus, das zweitschönste in Schlesien, und legt Zeugnis ab von vergangenem Reichtum in der Zeit der Tuchmacherzunft. Um den großangeleg-
ten Marktplatz mit den historischen Häusern drängte sich die Altstadt, umschlossen von der trutzi-
gen, festen Stadtmauer. Gepflegt und erneuert stand sie mit ihren noch erhaltenen Türmen da. Männer, welche die deutsche Geschichte und die Europas beeinflußten oder lenkten, sind durch das alte Löwenberg gezogen und haben in seinen Bürgerhäusern Quartier genommen, so Kaiser Rudolph II. Von Österreich, Napoleon, Friedrich der Große, Gneisenau u.a.
Noch eine Strecke Weges den Bober entlang, und Bunzlau, die emsige Stadt, ist erreicht. Ist nicht der Name schon eine Erinnerung an Dampffahnen über dem gedeckten Kaffeetisch mit dem einmali-
gen Bunzel- Geschirr? Alt, traute, Stadt in der durch Menschenfleiß die Erde geformt, gebrannt, verziert über deutsche Grenzen hinaus in die ganze Welt ging.
Auch Bunzlau war eine der ältesten schlesischen Städte, von Herzog Heinrich I. Im Jahre 1233 ge-
gründet. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung war in Bunzlau mehr erhalten als in jeder ander-en schlesischen Stadt, und gerade eine Wahrzeichen bildeten die Schwibbogen über den engen Stra-
ßen beiderseits des Marktes. Durch die Industrie der „Ostdeutschen Keramik“ war Bunzlau eine eine mehr aufstrebende und sich vergrößernde Stadt, bis die Katastrophe von 1945 herienbrach.
Entnommen aus: „Schles.Bergwacht“ 1955