Rabishau im Riesengebirge
von R.Weise
In dem herrlichen Vorland des Isergebirges, im oberen Teil des Löwenberger Kreises, an der elektrifizierten Haupteisenbahnstrecke Görlitz – Hirschberg liegt das Dorf Rabishau. Es ist ein Streudorf mit sieben Zipfeln. Der Kirchberg, das Mitteldorf mit Bahnhof (327 m.üb.M.), oberhalb des Bahnhofes am Waldessaum der Fiebig, das Oberdorf, das Mühldorf, die Bauernhöfe und das Niederdorf. Durch diese Einteilung wurde es daher im Volksmund das siebenzipflige Rabishau genannt. Die Gründung des Dorfes ist um das Jahr 1330 erfolgt. Damals war das Isergebirge nur Waldland. In diesem wurden Blößen geschlagen (Haue – Holzschlag). Viele Raben gab es in dem Wald und daher auch Rabenhau. Unser Dorf hat auch schon in lateinischer Sprache in den Akten als Rabisow gestanden, woraus dann später Rabishau wurde. Die Gemeinde führte im Siegel als Sinnbild einen Raben. Die ersten Ansiedlungen waren an dem Vogtsbach. Eine Mahl- und Schneidemühle und eine Lohmühle wurden angelegt, woher der Name Mühldorf stammt. Im Mühldorf war auch das Pochwerk eines Farbenbergwerkes (Kobalt), welches aber nach 1830 abgebaut wurde. Es blieb nur noch die Bergschmiede (Schmiede und Gasthaus). Drei Bäche flossen durch Rabishau, Der Vogtsbach entsprang am Kemnitzkamm, das Nonnenwasser unterhalb des Nonnenwaldes floß durchs Oberdorf. Im Niederdorf floß die Fuge, die im Forstrevier Rabishau entsprang und durch Hayne floß. Alle drei Bäche vereinigten sich im Niederdorf zum „Langen Wasser“, das bei Röhrsdorf in den Queis mündet. Vor Röhrsdorf gräfl. wurde vor dem 1. Weltkrieg zur Erleichterung der Queistalsperre Marklissa der Langwasser-Stauweiher erbaut.
Rabishau umgaßte eine Fläche von 1659,13 ha. Davon wurden 1033,64 ha landwirtschaftlich genutzt, 625,49 ha waren Wald. Die Einwohnerzahl betrug 1408. Davon waren 1 276 evangelisch, 127 katholisch, 2 gehörten anderen christlichen Konfessionen an und 3 waren außer Konfession. 1946 waren 1 470 Einwohner.
Rabishau war die drittgrößte Gemeinde im Kreis Löwenberg und alle Einwohner waren Reichsangehörige. Seit dem Bestehen der Eisenbahnstrecke Görlitz – Hirschberg, vom 1. Oktober 1865 war der Ort Bahnstation. Die Strecke wurde bis Reibnitz gebaut und später über Hirschberg bis Breslau erweitert. Postautobusse und private Kraftwagen beförderten die zahlreichen Gäste, meist Berliner und Breslauer, zu den Sommerfrischen und dem Heilbad Flinsberg im Isergebirge. Auch Rabishau wurde von vielen Sommergästen besucht. Eine Autobuslinie ging von Flinsberg über Friedeberg, Rabishau bis Hermsdorf/Kynast.
Im Ort befindet sich ein Postamt mit telefonischem Selbstwählbetrieb, eine ev. und eine kath. Kirche und zwei Volksschulen mit vier Lehrern. Die Spar- und Darlehnskasse, die einen Umsatz von 1,5 Mill. RM hatte, muß auch erwähnt werden. Industrie – und Gewerbebetriebe waren in Rabishau stark vertreten: 1 Basaltwerk mit 350 Beschäftigten, 1 Holzwarenfabrik, 1 Holzwollefabrik, 1 Sargfabrik, 4 Sägewerke mit Holzhandel, 2 Mahlmühlen, 1 Lohwerk, 1 Dachziegel- und Zementwarenfabrik, 1 Autofuhrunternehmen, 1 Fahrrad- und Landmaschinen-Handlung mit Reparaturwerkstatt, 1 Getreide- und Düngemittelhandlung, 4 Viehhandlungen, 6 Warenhandlungen, 3 Kohlenhandlungen, 9 Gaststätten und 3 Baustoffhandlungen. Das Handwerk war mit 3 Schmieden, 3 Stellmachern, 3 Fleischern, 4 Schuhmachern und 4 Bäckern vertreten. Alle Betriebe waren gut beschäftigt und finanziell gut fundiert. Seit 1921 hatte Rbishau einen Arzt und später auch einen Zahnarzt. Die meisten Bewohner waren Landwirte, die gut bewirtschaftete Höfe hatten, die mit Landmaschinen neuester Art ausgerüstet waren.
Entnommen aus „Schles.Bergwacht“ 1956 (SB56/N18/S321)