Perlen in Schlesien

Verfasser unbekannt


Der Breslauer Geheimrat Pax  zeigte mir gelegentlich ein  Buch, dessen Titel  ich leider
vergessen habe, in dem aber aus dem Jahr 1766 zu lesen stand: 

"Schon vor 200 Jahren haben die Alten erzählet, daß im Neißfluß (Lausitzer Neisse) Perlen gefunden wurden. Man kann dergleichen Perlen, welche in Muscheln getroffen werden, in unterschiedlicher Größe vorweisen."
Auch der Hirschberger Arzt Kaspar Schwenkfeld berichtet, daß im Queis Perlen von
Erbsengröße vorgekommen seien. Fundorte seien Greiffenberg, Zschocha, Marklissa.
Diese Perlen sollen sich großer Beliebtheit erfreut haben. Ein Stück kostete einen Reichstaler,
viel Geld, wenn man bedenkt, daß dazumal drei Eier um einen Pfennig gegeben wurden.
Es scheint ein ziemlicher Run auf diese Perlen eingesetzt zu haben, denn der Kurfürst von
Sachsen mußte den Perlenmuscheln eine Schonzeit verordnen. Man fand auch bald nur
noch Perlen von Mohn-u. Hirsekorngröße und ein Mann, der im Jahre 1752 das alleinige
Recht, Perlen zu fischen erbat, ruinierte sich bei diesem Unternehmen.
Auch in den Zuflüssen des Bober bei Lauban und Bunzlau wurden Perlen gefunden, selbst
in der Glatzer Neiße bei Grottkau und Neiße ist man pfündig geworden.
Geheimrat Pax hat im Jahre 1932 im Jüppelbach bei Weidenau selbst Perlen gefinden.
Allerdings nahm die Zahl der Muscheln von Jahr zu Jahr ab, weil die Bauern ahnungslos die
Muscheln ans liebe Vieh verfütterten und die spätere Flußregulierung den Muscheln
vollends die Brutplätze nahm.

Aus Schles.Bergwacht 1955/56