Die Jauer`schen Bienenkörbe

 

 

Zu den Spezialarbeiten unter den vielerlei besonders bekannten und geschätzten Spezialitäten der schlesischen Pfefferküchlerei, Konditorei und Feinbäckerei gehörten mit in erster Reihe die „Jauer-

schen Bienekörbe“. Hergestellt wurden sie in der alten einstigen Fürstentumshauptstadt Jauer, unweit Liegnitz. Eine wirtschaftlich außerordentlich lebendige Stadt, die auch durch ihre einzigar-

tigen Jauerschen Würstchen, durch ihren alteingesessenen Bau gediegener Kutschwagen sowie durch die zahlreichen Granit- und Basalt-Steinbrüche ihrer Umgebung weithin bekannt war. Jauer liegt im anmutigen Vorgelände des schlesischen Gebirges, und die Dörfer im Südteil des Kreises Jauer waren typische Vorgebirgsdörfer, auch in den besonderen Verhältnissen ihrer Landwirtschaft. Wie die meisten Vorgebirgsdörfer hatten sie eine hochentwickelte lebhafte Imkerei aufzuweisen. Es war hier schon seit jahrhunderten Brauch, aus Honigkuchen das Haus der fleißigen Biene nachzubilden. Ein Makronengebäck, und die Jauerschen Bäcker haben dieses Rezept für sich behalten.

Es war immer eine Überraschung, wenn man aus Jauer zu Weihnachten einen „Bienenkorb“ als Festgabe erhielt. Im Laufe der Zeiten wurde diese Jauersche Spezialität in immer weiterer Ferne bekannt, auch in Berlin. Ja, sie wurde sogar zur Freude bekannter Persönlichkeiten. Zu diesen gehörte auch Generalfeldmarschall von Hindenburg und von Beneckendorf, dem volkstümlichsten Feldherrn des 1. Weltkrieges und später deutscher Reichspräsident. Hindenburg war einstmals Zögling des Kgl. Preußischen Kadettenhauses in Wahlstadt  (Kreis Liegnitz) gewesen, also auf der Stelle Schlesiens, wo am 9.April 1241 der Mongolen-Einbruch zum Stehen gebracht wurde. Als Wahlstatter Kadett lernte Paul v.Hindenburg auch die Jauerschen Bienenkörbe kennen, liegt doch Jauer nicht weit davon entfernt. Von jener Zeit her war er ein großer Verehrer dieser Jauerschen Spezialität. Alljährlich bestellte er zum Weihnachtsfest in Jauer einen großen Bienenkorb, sogar noch in der Zeit, als er nach seiner Reichspräsidentenzeit auf seinem Dotationsgut Neudeck/Westpr. lebte.

P.K.

 

Entnommen: Schles.Bergwacht 1955