Aus der Zeit der Holzkohlenbrenner im Riesengebirge

von R.Porrmann (1960)



Ganz Brückenberg, ebenso auch Wolfshau wie Ober-Krummhübel waren damals Köhlerdorfer, und auch im Arndorfer Dittrich rauchten die Meiler. Man brannte trockenes, gesundes Fichten-, Tannen- und Kiefernholz zu Holzkohle für Klempner, Schlosser und Goldschmiede, die sie zum löten brauchten. Das Holz mußten die Köhler aus den herrschaftlichen Wäldern käuflich erwerben. Es wurde in ungefähr ein Meter lange Stücke zersägt, welche dann kegelförmig zusammengesetzt wurden. Alle Zwischenräume wurden mit kleineren Holzstückchen dicht ausgefüllt. Das ganze wurde dann mit Rasen luftdicht abgedeckt. Nur an der Spitze des Kegels befand sich ein enges Loch, durch welches der Rauch abziehen konnte und das zugleich die nötige Sauerstoffzufuhr vermittelte. War alles gewissenhaft vorbereitet, so wurde der Meiler, wie der Kegel nun genannt wurde, entzündet. Der Platz, an welchem er stand, hieß der „Kohlplatz“, und befand sich meistens in der nähe des Baudenhauses, öfter auch abseits im Hochwalde. Tag und Nacht mußte nun der Köhler bei dem brennenden oder vielmehr schwelenden Meiler wachen, damit er nicht durchbrannte, d.h., niemals durfte eine helle Flamme zu sehen sein. Das Holz unter der Rasenschicht durfte nur glimmen oder kohlen, wie der Köhler sagte. Je nach der Größe des Meilers dauerte es 3 bis 7 Tage, bis der Meiler durchgekohlt war. Neben dem Kohlplatze hatte sich der Köhler eine einfache Bude aus Rindenstücken gebaut, die ihm sowohl als Unterkunft als auch als Stapelplatz für die fertige Holzkohle diente. Stets lag eine lange Stange bereit, dazu standen immer mehrere Eimer voll Wasser neben der Hütte, damit, wenn der Meiler doch an einer Stelle durchbrannte, sofort gelöscht werden konnte. War der Kohlplatz weiter von der Baude entfernt, so mußten Frau und Kinder dem Köhler das Essen bringen. In der Bude schlief er; oft saß er einsam unter dem nächtlichen Sternenhimmel, während rundum die Bergriesen Wache hielten, und beobachtete den Meiler. Es muß ein eigenartiges Bild gewesen sein, an schönen Tagen hie und da die Rauchsäulen der Meiler kerzengerade in die Höhe steigen zu sehen, während an trüben und regnerischen Tagen der Qualm sich träge durch den Bergwald wälzte und die Luft weit und breit nach Rauch schmeckte. Das Holz verbrannte also nicht, sondern verwandelte sich nach und nach in Holzkohle. War der ganze Meiler durchgekohlt, so riß der Köhler mit der langen Schürstange die Rasendecke herunter und löschte die Glut mit dem bereitgestellten Wasser. Die fertige Kohle räumte er in den Schuppen. War dieser voll, so belud er den zweirädrigen Handkarren mit den verkohlten Stämmen und fuhr auf den damals so elenden Gebirgswegen die Kohle nach Warmbrunn, Hirschberg, ja bis nach Goldberg und Jauer.

Mein Vater hat als junger Bursche noch bei seinem Onkel, dem letzten Köhler in Brückenberg namens Ehrenfried Knobloch, mit am Meiler gearbeitet und auch die Kohle verfahren. Er hat mir oft anschaulich davon erzählt. Die Knobloch`sche Köhlerei, aus der auch meine Großmutter stammte, befand sich an der Stelle des späteren Hotels „Hubertus“ in Brückenberg. Ich habe als Junge noch ganz in der Nähe des alten Baudenhauses, das an der Stelle des Hotels damals stand, den schwarzen Kohlplatz am Waldrande gesehen. Da jahrzehntelang auf diesem Platze Kohle Kohle gebrannt worden war, wuchs noch nach vielen Jahren kein Grashalm auf diesem Platze. Als später Koks und Sauerstoffgebläse kam, nahm niemand mehr den Köhlern ihre schwarzen Erzeugnisse ab und eine Köhlerei nach der anderen ging ein. Der letzte Köhler des Riesengebirges war ein gewisser Keifel in Wolfshau. Er lag auf dem kath. Friedhof in Arnsdorf begraben. Sein Grab befand sich gleich als erstes links von dem Haupteingang. Auf seinem Grabstein stand der Tote noch als „Holzkohlenfabrikant“ verzeichnet. Der letzte Brückenberger Köhler lag auf dem Friedhof in Wang; es war der schon genannte Oheim meines Vaters Ehrenfried Knobloch. Auch auf seinem Grabstein stand „Der Köhler E.K.“.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“, SB60/N25/S467.

Abschrift v. W.Schön,Mail:genealogie@wimawabu.de 29.11.06