Hirschberger Riesengebirgswoche

Edith Mettke (1960)



Wem bedeuten sie nicht eine Erinnerung, wenn wir daran zurückdenken an das größte Heimatfest, das Hirschbergs Mauern erleben durften.

Im Juli, im schönsten Sommermonat wurde es gefeiert, strahlendstes Sommerwetter half die Stimmung steigern. Vorbereitungen wurden getroffen, die uns Einheimischen, wie den tausenden von Gästen die herbeikamen, Überraschungen zuteil wurden, die alle Erwartungen übertrafen.

7 Tage lang dauerte dieses große Volksfest, das uns alle zu einer Familie werden ließ. Groß und klein, jung und alt, alles nahm daran teil. Mit jedem Tag kann man sagen, steigerte sich die Stimmung. Fahnenschmuck, Blumenschmuck und Girlanden gaben der Stadt das Festgepräge.

Schon mit dem ersten Tag begann das lebhafte Treiben und fand erst am Ende der Woche mit dem Finale sein Ende; aber im Herzen aller wurde es ein Erlebnis. Der 1. Tag, der Montag also, wurde mit dem Einzug der Pankgrafen eröffnet die uns an die Belagerung vor 1700 erinnern sollte. In prächtigen Kostümen zum Marktplatz marschierend, der inzwischen von Menschen dicht bevölkert war, wurde die „Belagerung“ durch den Bürgermeister bekannt gegeben. In humorvollen Worten übergab er die Herrschaft den „Eindringlingen“ und es begann die Freudenstimmung.

Auf dem „Siebenhäusle“ hatte man eine Rübezahlterasse errichtet, verschiedene Podien waren waren auf dem Marktplatz errichtet, die den Veranstaltungen galten. Dem regen Treiben stand nichts mehr im Wege, ja, man hatte sogar die Katakomben eröffnet, die geschichtlich für Hirschberg keine gute Erinnerung haben. Aber in diesen Tagen waren sie dem Frohsinn zugetan. Am Abend erstrahlte die Stadt im festlichen Glanz, erleuchtet von unzähligen Glühbirnen und den Scheinwerfern, die auf das Rathaus und Gabeljürgen gerichtet waren.

Der Dienstag war den Zünften gewidmet. Als Krönung des Tages galt am Abend die Aufführung des Festspieles „Zwischen Mauern und Türmen“. Ich möchte hier eines Namens erinnern, der sich große Verdienste und Anerkennung erwarb. Es war unser Kaufmann Schüller, dem viel Dank gebührt zum guten Gelingen dieser Heimatfeste. Beeindruckt nahm jeder Zuhörer an diesem Spiel teil und konnte sich dem Zauber nicht entziehen. Wem steht da nicht die Gestalt des „Alten Fritzen“ und „Christian Menzel`s“ vor Augen? Hirschberger Geschichte lebte wieder auf, gespielt von fast 2000 Mitwirkenden.

Der 3. Tag gab jenen Persönlichkeiten, die uns allen ein Begriff waren und bleiben werden, das Auftreten. Wer erinnert sich nicht an die schneidige Militärmusik unseres beliebten Stabsmusikmeisters Markscheffel? Schlug da nicht das Herz höher, wenn er mit seinen Jägern aufspielte? Wem erklingt nicht bei der Namensnennung von „Asmalski“ der Chorgesang? Otto Johl und sein Chor und auch heute noch, der immer wieder gern gehörte Prof. Wilhelm Menzel gaben an diesem Tag, der sich der „Tag der Musik“ nannte, ihr Bestes her.

Heute sagt alles „Du!“ war am 4. Tag das Motto. Nun, was da alles an Fröhlichkeit hervorgezaubert wurde, läßt sich in Worten nicht wiedergeben. Der Höhepunkt der Stimmung war der Heiratsmarkt, wo man sich für Stunden des Tages bis zur Mitternacht verheiraten konnte.

Am zeitigen Nachmittag begann dann der Festzug durch die Straßen seinen Umzug. Dichte Menschenreihen umsäumten die Wege. Kapellen, Festwagen, unzählige Trachtengruppen gaben dem Festzug ein buntes Gepräge. Nicht nur Heimattrachten waren zu sehen, man konnte auch farbenfrohe Gewändern bewundern, wie die der Spreewälderin, der Bückeburgerin, die malerische Tracht der Tiroler, es ginge zu weit, hier alle aufzuzählen, die sich daran beteiligten. Selbst Sportgruppen ließen es an Mitwirkung nicht fehlen und wie konnte es auch anders sein, die Segelfliegergruppe gehörte mit dazu. Nach dem Umzug begann auf dem Marktplatz ein buntes Treiben. Lustige Vorführungen, Trachtentänze wechselten einander ab, bis tief in die Nacht erklangen frohe Weisen.

Für den 5. Tag hatte man an die Kleinen gedacht. Auf dem „Feigenmund“ fanden Belustigungen aller Art statt. Welche helle Freude löste das Sackhüpfen und Eierlaufen aus. Mit müden Beinchen ging`s dann mit den Kleinen abends heimwärts. Für die Großen gab es die Wiederholung des Festspieles.


Inzwischen kam das Wochenende, die an diesem Tage festgesetzte Veranstaltung war dem Sport zugedacht. Besonders erwähnt sei die abendliche Schwimmvorführung im Stadtbad, das durch seine Beleuchtung uns wie in eine italienische Nacht versetzte. Nach Abschluß der Vorführungen gingen viele nach dem Schützenplatz, der mit seinen Belustigungen und vielen Schaubuden allen Abwechslung bot.

Noch im Gefangensein der großen Geschehnisse begann für viele Tausende am Sonntag der Abschied, herrschte überall noch Heiterkeit und Frohsinn, standen Züge zur Abfahrt bereit.Unter den Klängen des „Muß i denn ......“ wurden Worte des Abschieds gewechselt, ja, sogar Versprechungen gegeben - , „bei der nächsten Riesengebirgswoche sind wir wieder dabei“.

Ja, das möchten wir alle wieder, Ich will und darf hoffen, das ich mit diesen Zeilen vielen eine schöne Erinnerung wach werden ließ und unser Hirschberg nie vergessen wird.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“, SB60/N19/20/S345