Die einstigen Herren der Gröditzburg

und der dazugehörigen Gutsherrschaft

von P.K.

 

 

Die erste Nachricht, die den Rückschluß erlaubt, daß schon vor Ende des 15. Jahrhunderts eine Burg gestanden hat, fand sich in den Urkunden der Stadt Goldberg und nennt das Jahr 1173. Um 1470 kam das Amt Gröditzberg mit den dazugehörigen Dörfern aus dem Besitz der Ritter von Busewoy, die es seit 1320 besessen hatten, in den Besitz des Herzogs Friedrich I. von Liegnitz, dessen Nachfolger Herzog Friedrich II. war. Dann begann der Verfall der Piastenherrschaft. Im 30-jährigen Krieg wechselte die Gröditzburg des öfteren den Besitzer, sie wurde u.a. auch von Wallenstein besetzt. Schließlich wurde die Burg gegen Ende des Krieges auf Befehl des Kaisers zerstört. 1675 war die Herrschaft der Piasten zu Ende. An ihre Stelle trat, unter Bruch des piastisch- hohenzollerschen Erstvertrages, Kaiser Leopold I. Dieser gab die Herrschaft Gröditzberg 1680 als Dotation an den Sohn des Reichsgrafen von Gallas, der zu den Generalen Wallensteins gehörte, die ihn nach den geheimen Pilsener Beschlüssen verrieten. Die Gallas verkauften die Herrschaft 1700 an den Grafen von Frankenberg, der am Fuße des Berges das schöne Schloß Gröditz erbaute. Und dann kam die preußische Zeit.

Nachdem Schlesien dank Friedrich dem Großen nach den Schlesischen Kriegen in preußischen Besitz übergegangen war, wurde die Herrschaft Gröditz dem Sieger von Hohenfriedeberg, dem Kgl. preußischen Feldmarschall und General der Kavallerie Grafen Friedrich Leopold von Geßler, als Dotation überwiesen. König Friedrich II. erfüllte damit einen Herzenswunsch des Liegnitzer Herzogs Friedrich II.  Oft ist der große Preußenkönig auf seinen mehr als 60 Reisen nach Schlesien in die Nähe des Gröditzberges gekommen, und jedesmal freute er sich, wenn er das alte Bergschloss der Liegnitzer Herzöge sah. Im 2. Schlesischen Kriege stürzte er sich auf die Burgfeste, als er vom 18. bis 21. November 1745 sein Hauptquartier in Adelsdorf hatte, und mit größter Eile über Mittlau und Walditz, Kreis Bunzlau, vorstieß, um die Österreicher und Sachsen zu überraschen. Das für Preußens Fahnen siegreiche Treffen bei Katholisch-Hennersdorf führte das Ende dieses Krieges herbei.

Im Jahre 1753 überließ Graf Geßler die Herrschaft Gröditz (bzw.Gröditzberg) dem Kgl. Kammerherrn Karl von Schellendorf. Von diesem erwarb sie 1801 Reichsgraf Hans Heinrich VI. von Hochberg und Fürstenstein. Durch sehr notwendige Instandsetzungen der Burgdächer beugte er dem drohenden Verfall der Gröditzburg vor. 1806– 1810 kam die Gröditzburg zu trauriger Berühmtheit, als marodíerende Truppen des auf Napoleons Seite kämpfenden (Deutschen) Rheinbundes sich mehrmals in der Burg festsetzten und die umliegenden Dörfer drangsalierten und ausplünderten.

Besonders 1807/08, und schließlich sogar noch 1813, erlebten diese alten, wohlhabenden Bauern-Dörfer Raub, Mord, Plünderungen usw.  Nach der Niederlage der Preußen bei Bautzen am 26. Mai 1813 kam viel französische Infanterie und Kavallerie in das Land um den Gröditzberg. Der französische Marschall v. Marmont quartierte sich im Schloß Gröditz ein; noch wochenlang kamen immer neue Regimenter und „hausten entsetzlich“, wie die Chronik verzeichnet. Am 24.Juli kam ein starkes Kommando, das General Lauriston von Goldberg her, um in der Gröditzburg zu requirieren, wobei sich die Franzosen allerdings arg verrechneten, denn die phantastischen Vorräte, die sie fortschaffen wollten, waren auf der Burg garnicht vorhanden. Am 16. August, dem Geburtstage Napoleons, beging die französische Besatzung der Burg und der nahegelegenen Taldörfer in pompöser Weise des „Napoleonsfest“, so wie dies bis zum Sturz des Korsen (1815) überall geschah, wo sich französisches Militär befand. Jedoch, die Franzosenherrschaft war sehr bald vorüber, als die Franzosen am 26. August 1813 an der Katzbach vernichtend geschlagen wurden und Schlesien räumen mußten.

Und wieder einmal gab es in der Herrschaft Gröditzberg einen Besitzerwechsel: dem Grafen von Hochberg folgte der Berliner Bankier W.Chr. Beneke, ein kunstbegeisterter Herr, der die Gröditzburg wieder zu einem glanzvollen Bergschloß restaurieren wollte. Aber das, was geschah, entsprach nicht dem, was er unter Hergabe von viel Geld wollte. Statt eines würdigen Wiederaufbaues wurde das, was geschah, zu einer Stümperei. Der nächstfolgende Besitzer der Herrschaft war war der Kgl. Sächsische Generalleutnant Graf Leo Henkel von Donnersmarck. Aber leider verkaufte er, wie die Chronik meldete, wertvolles Burginventar, darunter mehrere kostbare Fenster des Pallas, für 80 000 Taler, in die Schweiz. Seine Witwe verkaufte die Herrschaft Gröditz am 1. Juli 1899 an den Kaiserlich Deutschen Gesandten, späteren wirklichen Geheimrat Excellenz Willy v. Dirksen. Damit hatten die große Gutsherrschaft Gröditz und die Gröditzburg endlich den Herren, der sie zu neuem Glanze brachte.  Er war es, der dem schon damals weltberühmten Burgen-Erneuerer Geheimrat Bodo Ebhardt den Auftrag zu jenem großartigen stilgerechten Wiederaufbau gab, dessen großartige Ausführung viele von uns Vertriebenen noch miterlebt haben. Bodo Ebhardt war, als er diesen Auftrag erhielt, bereits durch seine Wiederherstellung der Hohkönigsburg im Elsaß, der Marxburg bei Braubach am Rhein und eine große Anzahl anderer Burg- und Schloß- Erneuerungen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Unter seiner obersten Führung waren bei der Wiederherstellung der Gröditzburg die Berliner Baumeister Slaby, Neier und Schneider, sowie der Goldberger Baumeister Schmallen als örtliche Baumeister tätig. Auch ihnen gebürt noch heute Lob und Dank.

Und nun das Ende der Burgenherrlichkeit und der Herrschaft Gröditzberg, im Februar 1945.

 

 

Entnommen aus „Schles.Bergwacht“ 1956/N08/S128