Segelflugzeugbau Edmund Schneider

in Grunau/Riesengebirge 1928 – 1945

von Wilhelm Geiger (2001)


Fast im gleichen Jahr, als die Grunauer Segelflieger ihre ersten Flüge in der Leewelle des Riesengebirges unternommen haben und die Geheimnisse der legendäre >Moazagotl-Wolke< erforschten – siehe „Schles.Bergwacht“ Jahrgg.1997, Heft 6,7 und 8 - , hat auch der bekannte schwäbische Segelflugzeugbauer Edmund Schneider (1901 – 1968) in Grunau ein Segelflugzeug entwickelt, das gleichermaßen wie das „Moazagotl“ den Namen des schlesischen Heimatortes in alle Welt hinausgetragen hat.

Edmund Schneider kam im Jahre 1923 mit Gottlob Espenlaub auf Einladung der schlesischen Flieger nach Grunau, baute mit ihm die ersten Gleiter als „Schädelspaltertypen“, ähnlich dem „Hol`s der Teufel“ von Lippisch für den Schulbetrieb der 1923 erschlossenen Segelflugschule Grunau. Man nannte diese mit viel Fleiß und mit bescheidenen Mitteln hergestellten Gleiter „Stoppelhopser“ und „Furchenschleicher“.

Im Jahre 1928 gründete Edmund Schneider einen eigenständigen Betrieb für den Segelflugzeugbau und entwickelte nach mehreren vorausgegangegenen Konstruktionen im Jahre 1930/31 das weltbekannte „Grunau-Baby“, das 1933 in verbesserter Ausführung als „Grunau-Baby II“ in aller Welt gebaut und geflogen wurde und in einer bisher unerreichten Stückzahl von über 5 000 Exemplaren im Werk Grunau sowie auch von anderen Herstellern und im Eigenbau entstanden ist.

Auch der legendäre Schädelspalter entwickelte sich zur bekannten „Grunau 9“ und über mehrere Gleiterkonstruktionen zum ebenfalls erfolgreichsten Gleitflugzeug, dem „Schulgleiter SG 38“, der auch im Werk von Schneider entwickelt wurde und eine Stückzahl von über 9 000 Exemplaren in allen Erdteilen erreichte.

Weniger bekannt ist jedoch, daß Edmund Schneider in seinem Werk Grunau und im Werk für den Gleiterbau in Petersdorf im Jahre 1939 über 370 Mitarbeiter beschäftigte und und bis zum Jahre 1945 etwa 28 Gleit- und Segelflugzeugtypen entwickelte und mehr als 20 Flugzeugmuster sowie auch einen Versuchs-Hubschrauber als Aufträge im Nachbau hergestellt hat.

Noch heute steht das Werk von Schneider wie damals im Mittelpunkt des Dorfes, unbeschadet von den Kriegseinwirkungen neben der Gärtnerei Hofmann. In welcher er auch seine Frau gefunden hat.

Nach dem Kriege wurde das Werk von Schneider in die polnische Luftfahrtindustrie einbezogen und als Werk II des Flugzeugwerkes PLZ Bielsko geführt und verwaltet. Nach dem Kriege wurden in diesem Werk II noch etwa 1 000 Segelflugzeuge polnischer Konstruktion hergestellt. Seit dem Jahre 1980 werden in diesem Werk größtenteils Reparaturen von Segelflugzeugen durchgeführt.

Auch auf dem Galgenberg ist es ruhig geworden, der Hangwind ist heute nicht mehr so sehr gefragt und die damalige Hangschulung wurde durch die Doppelsitzerschulung im Winden- und Motorschlepp abgelöst. Der mühselige Rücktransport der Flugzeuge am Hang ist nicht mehr erforderlich, auch die „Gummihunde“ haben ausgedient.

Dennoch aber bleibt Grunau, die Wiege des Leewellenfluges, von großer Bedeutung für Leewellenflüge vom Flugplatz Hirschberg/Hartau, wo heute noch Flughöhen von nahezu 10.000 m erreicht werden können; der Platzrekord liegt bei 10.460 abs. Nach wie vor bietet das Riesengebirge mit einem einmalig schönen Panorama dem Segelflug einmalige Erlebnisse im Reich des Rübezahls.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“ SB2001/Jgg.51/S215



Abschrift v. W.Schön, Mail: genealogie@wimawabu.de 02.12.08