Die Familie der Glasmeister Preußler

 

 

 

Die Entwicklung der Schreiberhauer Glashütten hängt mit dem Namen der Glasmeister Preußler zusammen, in deren Händen sich diese Werkstätten vom Anfange des 17. Jahrh. befanden, bis zu dem Zeitpunkt, als die Glasfabrikation im Zackental von der reichsgräflich Schaffgot`schen Verwaltung selbst übernommen wurde. Diese Glasmacherfamilie stammt aus Nordböhmen. Deutsche Glasmacher aus dem sächsischen Erzgebirge gründeten verschiedene Glashütten in Böhmen, die sich in die südlichen Ausläufer des Riesengebirges erstreckten, bis in die Gablonzer Gegend. Von dorther kam 1617 ein Glasmacher namens Wolfgang Preußler nach Schreiberhau und begründete auf dem Gebiet des Freiherrn Hans Ullrich von Schaffgotsch mit dessen Genehmigung die Glashütte an der Weißbach. Damals war Wolfgang schon ein Mann in vorgerücktem Alter und hatte erwachsene Söhne, von denen der Jüngste, Hans Preußler; nach des Vaters Tode 1620 die Glashütte übernahm. Er erhielt 1644 eine schriftliche Genehmigung vom Kaiser Ferdinand III., zur Erbauung einer Mühle, einer Brauerei und einer Böttcherei. (Die Urkunde ist im Museum des RGV. In Hirschberg aufbewahrt.) Sein jüngerer Sohn, Joh. Christoph Preußler, der 1668 nach des Vaters Tode die Hütte an der Weißbach übernahm, legte höher hinauf am Zacken eine neue Hütte unter dem Weiberberge an und betrieb das Gewerbe in beiden Hütten abwechselnd. Dessen gleichnamiger Sohn, leitete den Betrieb bis um 1740 und übergab ihn dann seinem Sohn Georg Sigismund Preußler.

Die alten Glasmeister waren freie Leute, die entweder auf eigenem Grund und Boden oder auf dem einer Grundherrschaft gegen Erbzins saßen und ihr Gewerbe auf eigene Rechnung betrieben. Gewöhnlich wurden ihnen die Rechte des freien Holzschlagens zum Glas-u.Aschebrennen und des Jagens und Fischens eingeräumt, die letzten beiden meist unter gewissen Einschränkungen. Auch das Privileg von 1644 läßt erkennen, daß die Glasmeister Preußler die Vorrechte freier Leute genossen.

An Meß- u.Markttagen brachten sie ihre Waren zur Stadt und hielten sie feil. Das Feilhalten der Glassachen in Bauden und das Hausieren mit denselben durch das Land war ebenfalls üblich. Glasmacher waren noch nicht häufig, da im 16. Jahrh. wohl nur Kirchen und Rathäuser, Privathäuser ganz selten, Glasfenster besaßen. Noch 1469 hatte die königliche Burg in Breslau Pergamentscheiben in den Fenstern. Im Anfang des 17. Jahrh. bezeugt der Name „Glasefenster“, daß es neben Fenstern aus Glas damals auch noch solche aus anderen Stoffen gab. Noch lange fanden sich in Bauernhäusern neben Glasfenstern auch solche aus engen Holzgittern namentlich im Oberstock mit Ausnahme der dort gelegenen Oberstube.  Die Preußler müssen tüchtige Glasmeister gewesen sein, denn sie haben drittehalb Jahrhundert lang die Schreiberhauer Glashütten auf der Höhe erhalten. Andere Söhne, die den  Betrieb der Glasbläserei nicht übernahmen, wurden Glasmaler, Glasschleifer oder Vergolder, oder sie wandten sich auch anderen Gewerben zu. In der hölzernen Hütte standen zwei oder drei Öfen, ein Fritt-, ein Schmelz- und ein Kühlofen, von denen der Letzte manchmal mit einem der anderen beiden vereinigt war. Der Frittofen diente zum Herstellen der Glasmasse, die dann im Schmelzofen zur Verarbeitung fertiggestellt wurde, an dem die Arbeitsöffnungen für die Glasbläser sich befanden. Der Ofen bestand zuerst aus Lehm und war bienenkorbartig geformt. Die Materialien zur Herstellung des Glases blieben in der Hauptsache Quarzsand und Holzasche. Drei Glassorten wurden meistenfalls hergestellt: gemeines Glas, das grüne Waldglas, zu Glastafeln, gewöhnlichen Flaschen und Trinkgeschirren, auch zu Gefäßen für Apotheker, gewöhnliches weißes Kreideglas, Wirtschaftsglas genannt, woraus Weinflaschen, Gläser, Kelche, Bier- u. Branntweingläser, und Kreideglastafeln gearbeitet wurden, und feines Kreideglas zu geschliffenen und vergoldeten Gläsern. Später fertigte man auch farbiges Glas.

 

Entnommen aus: „Schles.Bergwacht“ 1955