Aus der Geschichte des Dorfes Buchwald

von Dr. Med. Walter Roesch, Schmiedeberg

 

 

Seit den ältesten Zeiten hat Buchwald seine Pfarrkirche und seinen adligen Grundherren. Diese beiden Faktoren sind ausschlaggebend für die Geschichte dieses Ortes, da sie eine Fülle von Geschichtsquellen vermuten lassen. Tatsächlich finden sich schon bei geringem Suchen so zahlreiche Nachrichten aus Buchwalds Vergangenheit, daß es sich lohnt, hier einige Proben zusammenzustellen. (Außerdem wird auf die Buchwalder Jubelbücher mit ihren Nachrichten hingewiesen.

Die älteste urkundliche Erwähnung des Dorfes stellt wohl die Nachricht von der Kirche Buchwald im Jahre 1399 dar, wo sie mit vielen Nachbarkirchen – darunter auch der zu Schmiedeberg – in einem Notariatsinstrumente genannt wird. Ob ferner der für das 14.Jahrhundert als Leutepriester in Buchwald überlieferte M. Johannes Horlewann, der durch seinen in der Breslauer Universitätsbibliothekvorhandenen Codex „Theologische Wahrheit“ bekannt geworden ist, in dem uns benachbarten Buchwald oder einem anderen Orte dieses Namens amtierte, kann zunächst nicht festgestellt werden. Möglich ist es, daß er zu dieser Zeit, wo das kirchliche Leben im Hirschberger Tal einen großen Aufschwung nahm, als gelehrter Theologe hier amtierte.

Nicht lange währte diese kirchliche Blütezeit Buchwalds, da in den Hussitenkriegen alles zusammenzustürzen drohte. Nach einer Handschrift der Warmbrunner Bibliothek hausten die böhmischen Horden 1426 in Schildau fürchterlich unter der Bevölkerung und mordeten neun Personen. Auch in Buchwald sind sie gewesen, denn 1455 sah sich der Breslauer Bischof Petrus Nowak, der vorher Stadtpfarrer in Hirschberg war, genötigt, die Kirche des Dorfes, weil sie infolge Plünderung und Verwüstung seitens der Hussiten dem Pfarrer Johannes Foks seinen Lebensunterhalt nicht mehr bieten konnte, mit einer anderen zu vereinigen (Breslauer Diözesanarchiv). Allmählich mag sich das kirchliche Leben  wieder gehoben zu haben. Dem frommen Sinne seiner Einwohner haben diese Kriegsgreuel nichts geschadet. Der Grundherrr, Ritter Heinrich Zedlitz, gab ihnen ein in dieser Beziehung einmaliges Beispiel. 1493 unternahm er eine Wallfahrt nach dem Heiligen Lande. Seine Reisebeschreibung ist uns erhalten geblieben und schildert uns spannend die Vorbereitungen zur Reise, seinen Abschied von den Seinigen in Buchwald, die Einschiffung in Venedig mit vielen anderen Adligen, die stürmische Fahrt über das Mittelmeer, die Fluch vor den Piraten, den Tod einer Gräfin auf dem Schiffe und vieles andere, was er „alle Tage und Tage auf dem Wasser und auf dem Lande, auf den heiligen Stätten und Plätzen (von den Barfüßer Mönchen) verkündigt“ erlebt hat. Er schrieb diesen Bericht „darum, falls jemand zum Heiligen Lande ziehen wollte, er sich dester bas darnach zu richten“ wüßte. Aus Schlesien begleitete ihn auf der Fahrt nur Christoph List, aus anderen Gegenden ein Kurfürst Friedrich, der Herzog Christoph von Bayern und viele andere vornehme Herren. Glücklich kam er nach langer Zeit wieder in der Heimat an.

Dieser frommen Zeit verdankt Buchwald zwei hervorragende Kunstschätze in der alten Kirche, den Sippenaltar und den Kreuzabnahmealtar (um 1500), die jetzt im Breslauer Diözesanmuseum aufbewahrt werden und für die heimische bodenständige Kunstgeschichte so bedeutend sind, daß sie u.a. 1931 im „Wanderer“ von Prof. Dr. Paul Knötel gebührend gewürdigt wurden.

Wahrscheinlich wurde sie für die damals neu erbaute oder erweiterte Buchwalder Kirche angeschafft, die in der damaligen Form als die heutige kathlische Kirche des Ortes erhalten geblieben ist. Damals hatte das Rittergut bereits eine stattliche Ausdehnung. Nach Eisenmänger gehörte es 1550 einem Herrn Hans v. Zedlitz und wurde auf 1943 Floren geschätzt, worunter 500 Floren für „Teichbesamung und 80 Floren für Hammer und Schleifwerk“ sich finden. 1575 finden wir einen anderen Hans v. Zedlitz als Besitzer.

Die neue Lehre Luthers brachte hier (wie in allen anderen Orten des Riesengebirges) bald den Übertritt der ganzen Bevölkerung zum Protestantismus. Mag dieser sich hier vielleicht auch (wie in Alt-Kemnitz) zunächst nicht in großem Umfang bei den Einwohnern durchgesetzt haben, die Grundherren neigten ausnahmslos zur neuen Lehre und setzten sie mit Nachdruck nach dem bekannten Grundsatz Cuius regio, eius religio – die Herrschaft bestimmt die Religion der Untertanen – durch. So finden wir dann 1576 hier einen Pastor Franz Thymner, dessen Sohn Samuel Thymner ein (bisher Unbekannter) Diakonus an der Schmiedeberger Kirche war, und nach dem Ordinationskatalog des Breslauer Stadtkonsistoriums 1598 von Adam und Christoph Schaffgotsch nach Schmiedeberg berufen wurde.

1650 amtierte nach den Rudelstädter (Rudelsdorfer) Kirchenbuch als Pastor in Buchwald Johann Gutbier, der bei seinem Weggange nach Rudelsdorf 1651 von dem Pastor Johann Georg Pitschmann abgelöst wurde, einem anscheinend noch jungen Geistlichen, der in diesem Jahre die Tochter des Pastors Matheus Ende in Jannowitz heiratete (Tagebuch des Pastors Rausch zu Seitendorf, Krs. Schönau, 1619 bis 1687).

Die Gegenreformation setzte dem ordnungsmäßigen ev.-kirchlichen Leben 1654 in Buchwald ebenso wie in Schmiedeberg ein Ende; die Kirche wurde wieder katholisch. Freilich war sie von dieser Zeit an keine Pfarrkirche mehr, da so gut wie gar keine Katholiken mehr am Orte wohnten. Sie wurde vielmehr nebst Fischbach und Arnsdorf bis 1678 vom Schmiedeberger Pfarrer bzw. Dessen Kaplan versorgt, von da ab vom Fischbacher Pfarrer bis auf unsere Tage.

Ob sie bereits vorher wie die Schmiedeberger Kirche schon mal vorübergehend im Dreißgjährigen Kriege einen katholischen Geistlichen zugeteilt bekommen hatte, läßt sich nicht nachweisen. Die Schreckenszeit dieses langen Krieges ging an ihr sicher nicht spurlos vorüber. 1622 z.B. haben „zu Schmiedberg, Steinseiffen, Arnsdorf, Buchwald, Lomnitz, Hermsdorf die Kosaken schändlich gehauset“, berichtet der Diakonus Pol in Breslau.

Für die Geschichte des Ortes nach der Kirchenrückgabe im Jahre 1654 an die Katholiken sind von unschätzbarem Wert die Aufzeichnungen der kath. Visitatoren, die im Auftrag des Bischofs die kirchlichen Verhältnisse in den Jahren 1668, 1677 und 1687 untersuchten. Nur kurz ist der erste dieser Visitationberichte. Der Visitator konnte in Buchwald nicht viel anfangen, da der Kirchvater Beyer Georg abwesend war und die Kirchenschlüssel mitgenommen hatte. Es war gerade ein Feiertag, als der Visitator kam, trotzdem arbeiteten die Leute auf den Feldern, wie er im Bericht vermerkte. Der Ortsschulze, der zugegen war, berichtete ihm, daß sonntags die Protestanten sich unter seiner Führung in der Kirche versammelten und er dabei einige evangelische Lieder anstimmten, falls – wie aus späteren Berichten hervorgeht – nicht der Schmiedeberger Kaplan katholischen Gottesdienst abhalten kam, bei dessen Ankunft dann fast alles wieder nach Hause ging.

Weit ausführlicher sind die Visitationen von 1677 und 1687. Von dem Äußeren der Kirche erhalten wir eine Bild gezeichnet, das dem der heutigen kath. Kirche noch vollkommen entspricht. Die von Stein erbaute Kirche ist zum größeren Teile mit stilvoller Wölbung versehen, zum kleineren Teil mit einer gemalten Holzdecke. Das ganze Bauwerk macht einen guten Eindruck und legt von der Frömmigkeit der Altvorderen Zeugnis ab. Die schon erwähnten Altäre stammen aus der vorreformatorischen Zeit, neben dem Hochaltar befand sich, zu einer Art Kapelle umgewandelt, der Platz für die Herrschaft. Zahlreiche Bänke beweisen, daß einst eine große Zahl Kirchenbesucher sich allsonntäglich hier einfand. Zwei Glocken, 1590 und 1567 gegossen, hingen damals auf dem Turm und rufen wohl heute noch zum katholischen Gottesdienst. Der Kichhof ist klein, das Torhaus an seinem Eingang war schon nach dem 30-jährigen Kriege vorhanden. Patron der Kirche war Johannes von Reibnitz, ein Protestant, der, entgegen seiner Verpflichtung, nichts für die Unterhaltung des Gotteshauses tat, zum Schein zwei zwei evangelische Kirchväter ernannte und eine geringe Pacht für den allerdings nicht ertragsreichen Pfarracker zahlte. Widmut fehlte ganz, ebenso Bargeld, das mitsamt der Truhe eines Tages verschwunden war. Urkunden über die Dotierung sind ebenfalls abhanden gekommen, „Quirdel“ und die „Dreihäuser“ (Drehhaus, später auch Drödichaus von Leuten genannt) zinsten der Kirche.

Nach diesen Visitationsberichten  von 1677  und 1687 war Buchwald zu damaliger Zeit fast ausschließlich protestantisch. Der katholischen Religion gegenüber verhielten sich die Dorfbewohner gänzlich ablehnend, mieden den katholischen Gottesdienst und ließen sich das Abendmahl, die Taufe, Trauung usw. In der Jauer`schen Friedenskirche oder meist in dem 4 Meilen entfernt liegenden, zum Liegnitzer Fürstentum gehörigen Probsthain spenden. Eine Ausnahme machten sie nur, wenn sie so arm waren, daß sie dahin nicht reisen konnten, wenn der Täufling so schwach war, daß mit seinem baldigen Ableben zu rechnen war, oder wenn es sich um ein uneheliches Kind handelte. Dann, aber auch nur in diesem Falle, trat der katholische Geistliche in Tätigkeit. Sobald ein Buschprediger sich zeigte, gingen sie zu diesem in den Waldgottesdienst. Nur bei Beerdigungen erschienen sie zahlreich, so daß sich für den katholischen Geistlichen hier Gelegenheit bot, einmal vor Protestanten zu predigen. Die Jugend, die als sehr zahlreich angegeben wurde, hatte anfangs wegen der Armut des Ortes gar keinen Unterricht, später besorgte diesen der Vertreter des Kirchenschreibers, der zwar in der für den katholischen Kirchschreiber vorgesehenen Wohnung wohnte, aber durch und durch evangelisch war, wie die Eltern der Kinder, und die Jugend in diesem Sinne erzog. Von einer katholischen Gemeinde in Buchwald kann also für die Zeit nach dem 30-jährigen Kriege keine Rede sein.

Daß die evangelischen Einwohner mit diesen Verhältnissen nicht zufrieden sein konnten, liegt auf der Hand. Sie begrüßten es daher bei ihrem damaligen religiösen Eifer freudigst, als der neue Beherrscher Schlesiens, Friedrich II., die Religionsfreiheit 1740 proklamierte, und schufen 1743 eine eigene Kirche, nachdem sie ein Jahr lang in der Schmiedeberger neuerbauten evangelischen Kirche Gäste gewesen waren.

 

Fortsetzung folgt?