Erdmannsdorf

scheidet aus dem Lomnitzer Kirchensystem aus und hat seit 1840 ein eigenes Gotteshaus.

Von Max Grimmig



In der alphabetisch-statistisch-topographischen Übersicht der Dörfer, Flecken, Städte und anderer Orte der königl. Preußischen Provinz Schlesien vom Jahre 1845 wird Erdmannsdorf (1390 hieß es noch Ertmannsdorf) beschrieben, das aus mehreren Ortsteilen besteht. Die folgenden Ausführungen in kirchlicher Hinsicht sind das Ergebnis der Forschungsarbeit des Herrn Friedrich Mende, eines Nachkommen der Familie Mende in Lomnitz, die ihren Ursprung in Lomnitz hat.

Am 18. und 19. Mai 1836 erfolgte der Ablösungsrecess, durch welchen Erdmannsdorf aus seinem bisherigen Verbande zur evang. Kirche in Lomnitz schied. Se.Majestät (König Friedr. Wilhelm III.) gaben 10.000.- Thaler zur Entschädigung des Lomnitzer Kirchensystems, andere 10.000.- Thaler und noch spätere 12.500.- zur Dotierung der neuen Erdmannsdorfer Kirche. Der Grund zu ihr wurde am 12.Dezember 1836 gelegt. Der Bau war fast vollendet, als am 8. Juni 1838 durch den unglücklichen Einsturz des neuen Turmes auch das Kirchengebäude in seinen Festen erschüttert wurde, weshalb auf königlichen Befehl am 14.Oktober 1838 eine neue Grundlegung erfolgte. Nach einem erweiterten Plan wurde unter der Leitung des Königl. Baumeisters Hamann neu gebaut, um auch die inzwischen eingewanderten Tiroler mit aufnehmen zu können. Die Einweihung des vollendeten Baues wurde am 8.Dezember 1840 vollzogen. Das massive Gebäude ist im byzantischen Stile, nach Schinkels Entwurf, durch den königl. Baumeister Hamann ausgeführt. Im Innern ist es 84 ½ Fuß lang, 42 ½ Fuß breit und 39 ½ Fuß hoch, mit einem 110 Fuß hohen Turme. Die Kirche ist mit Zink gedeckt, im Innern mit Kunzendorfer Marmor gepflastert und faßt 800 Menschen, Sitzplätze sind nur 486.

Das Altarblatt ist ein Bild des Heilands unter den Kindern, von Remy in Berlin. Die Orgel von Buckow zu Hirschberg hat 30 Register mit 19 Stimmen oder 1120 Pfeifen und kostete 2000 Rtlr.

Der ganze Bau, aus der Schatulle des Königs bestritten, kostete 26 000 Rtlr. Eingepfarrt sind Erdmannsdorf und die Teile von Lomnitz, die bis zu ihrer Abzweigung 1838 zur evang. Kirche gehörten, sowie Mittel-Zillerthal. Der Gottesdienst wurde während des Baues in dem zu Ober- Erdmannsdorf gehörenden Vorwerksgebäude Oberhof gehalten.

Mit der Kirche zugleich ist das schöne Pfarrhaus und statt des früheren ein neues, dem Pfarrhaus entsprechendes Schulhaus, beide mit Dornscher Bedachung, auf königliche Kosten aufgeführt. Im Schulhause befindet sich eine Katechumenstube. Zur evang. Schule mit einem Hauptlehrer und einem Hilfslehrer sind nur Erdmannsdorf, Affenberg und Scheibe eingeschult, da der Anteil Nieder- Zillerthal seine Kinder nach Mittel-Zillerthal schicken darf, wofür der Erdmannsdorfer Lehrer (zugleich Kantor und Organist) Entschädigung aus dem königl. Fundationsfond erhält.

Aus diesem Fond empfangen durch die Kirchenkasse beide Schulen, Erdmannsdorf und Mittel- Zillerthal jährlich 85 Rtlr. Interessen. Auch wurde mit Hilfe eines königlichen Gnadengeschenks ein Gemeinde-Armenhaus (massiv) mit einem Kostenaufwand von 200 Rtlr. erbaut, dies geschah im Jahre 1841.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“, SB1960/N13/S227

Abschrift d.W.Schön, Mail:genealogie.wimawabu.de, 30.03.06