Edelsitze im Hirschberger Tal“

von Alfred Berger



  1. Im Jahre 1824 (also jetzt vor 183 Jahren) besuchte König Friedrich Wilhelm III. Mit seiner jungen Gemahlin, der Fürstin von Liegnitz, mit seinen Söhnen (dem späteren König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I.) und seiner Tochter, der Großfürstin von Russland, mit Angehörigen befreundeter Fürstenhäuser und einem zahllosen Hofstaat unser Hirschberger Tal. - Es wurde ihm viele Jahre zu einer fürstlichen Sommerfrische.

  2. Schloß Erdmannsdorf hatte König Friedrich Wilhelm III. 1831 von Gneisenau gekauft. Gneisenau war 1831 81jährig in Posen an der Cholera gestorben. - Das Schloß wurde vom König umgebaut, so wie es sich heute noch zeigt mit seinem zinnengekrönten Turm und den zwei mächtigen eisernen Rittern, die mit Hellebarden davor Wache halten. - Da sich seine Räume für größere Gesellschaften oft zu klein erwiesen, hatte der König allerlei Nebengebäude im schweizer Stil errichten lassen; so auch das Kavalierhaus. Das später der Fürstin zu Ehren „Villa Liegnitz“ genannt wurde. Daneben entstand die „Tiroler Mühle“ (nicht zu verwechseln mit der Tiroler Mühle in Zillerthal.

    Auch die evangelische Kirche mit schlankem Turm und roten Längsstreifen wurde damals gebaut. -

    Staatsminister Rother erbaute sich auf dem Zölfelberg , jetzt „Rothersberg“ genannt, (zwischen Erdmannsdorf und Glausnitz) ein Schweizerhaus als Sommersitz.

  3. Schloß Fischbach hatte 1822 der Bruder des Königs erworben. Er wohnte hier während der Sommermonate mit seiner Gemahlin Marianne, der Frau „Minnetrost“. - Neben Festen fröhlichster Heiterkeit sah Schloß Fischbach auch manche Stunde ernsthaften Kunstgenusses; hat doch hier die Staatsschauspielerin Henriette Sonntag gar oft ihre wundervolle Stimme vor Kaiser und Königen, Fürsten und Staatsministern erklingen lassen. 1842 wurde die Tochter der „Frau Minnetrost“ in der evang. Kirche zu Fischbach konfirmiert, die spätere unglückliche Königin Marie von Bayern -

    Die Schloßherrin „Frau Minnetrost“ auch 1830 das große Eisenkreuz auf dem Falkenberge errichten lassen, dessen Inschrift lautet: „Des Kreuzes Segen über Wlhelm, seine Nachkommen und das ganze Tal!“

  4. Schloß Buchwald hatte 1802 der Bergbauminister Graf Friedrich von Reden erworben. Gräfin Reden war 1802 ihrem Gemahl als 28jährige nach Buchwald gefolgt. - Im Jahre 1809 besuchte Freiherr vom Stein auf seiner Flucht Buchwald und wurde vom Grafen Reden über die Grenze gebracht. -

    Den Pavillon, ein säulengetragener Tempel im Park von Buchwald, hat Graf Reden seiner (seiner „dulciesimae conjugi“) errichtet; so manche Teegesellschaft hat dort unter ihrem Vorsitz getafelt und konversiert. -

    König Friedrich Wilhelm IV. war häufiger Gast bei der Gräfin. -

    Ihr Werk war die Errichtung der Kirche Wang in Brückenberg 1844 – ein nordisches Bergkirchlein vom Vanger See, das König Friedrich Wilhelm IV. gekauft hatte. Ihr Werk war ferner die Ansiedlung der Tiroler in Zillerthal 1837 und die Gründung der „Buchwalder Bibelgesellschaft“.

    1815 starb ihr Gatte Graf Friedrich von Reden, der sehr viel älter war als sie. 1854 starb auch sie, achtzigjährig. Beide ruhten in der Familiengruft der Abtei (nach dem ersten Weltkriege wurden die Särge hinter der Abtei in Erdgräber gestellt, weil die Gruft vom kommunistischen Pöbel erbrochen und zerstört worden war). Am Fuße des Berghügels der Abtei, unten am Wege, stand früher ein von drei Säulen getragenes Sandsteinbrünnlein, das Fischbacher Freunde der Gräfin einst geschenkt hatten

  5. Schloß Ruhberg bei Schmiedeberg, gehörte seit 1822 dem Fürsten Anton von Radzivill, der aus Polen vertrieben worden war – er war selbst Komponist und hat in engem Kreise so manches vollendete Kammerkonzert zustande gebracht. - Seine zwei Töchter hießen Wanda und Elisa. - Elisa hatte auf einem großen Trachtenfest in Berlin das Herz des jungen Hohenzollernprinzen Wilhelm (dem späteren Kaiser Wilhelm I.) gewonnen und liebte ihn innig wieder. - Glückliche Tage verlebten beide auf Schloß Ruhberg (um 1830), bis nüchterner Staatsraison weichend, Prinz Wilhelm eine „ebenbürtige Gemahlin“ heimführen mußte. - Leid auf Leid verfolgte die Familie Radzivill.

    1827 starb Elisas Bruder Ferdinand und ihre geliebte Schwägerin Helene v. Radzivill. -

    1831 starb, erst zwanzigjährig, ein anderer Bruder, Wladislaus –

    1833 starb ihr Vater Anton von Radzivill – und wenige Monate später verlöschte ihr junges Leben. Sie wurde auch in der Familiengruft, im Schlosse Antonin im Posener Land beigesetzt.

    Ihre Schwester Wanda heiratete den Fürsten Czartoryski, der damit in den Besitz von Schloß Ruhberg kam. Später verkaufte die Familie Czartoryski das Schloß an einen Freiherr von Steinäcker, Die gesamte Innenausstattung aber: Möbel, Bilder, Andenken usw. sind nach Polen gebracht worden. - - - (Georg Geisler)



Entnommen aus „Schles. Bergwacht“, SB1954/N16/S04


Erstellt: W.Schön, Mail: genealogie@wimawabu.de, 02.06.07