Die Schule in Buschvorwerk

Altmann (1958)

 

 

Der kleine Riesengebirgsort Buschvorwerk – vor Zeiten sich entwickelnd aus einem dem Großgrundbesitz Buchwald gehörenden Vorwerk am Busche, liegt am Fuße des Forstkammes, in der Nähe der Stadt Schmiedeberg und ist mit dieser durch Eisenbahn und Postbus verbunden.

Durch seine ruhige, staubfreie Lage (500m) wurde Buschvorwerk viel und gern von Erholungsbedürftigen aufgesucht. Kleine Industrieanlagen (Garnbleiche, Bürstenfabrik, Kleiderbügelfabrik, stillgelegte Pappenfabrik) beeinträchtigten keineswegs die Stille des Ortes. Bequeme Wege führten durch schöne Waldstücke, über die Tannenbaude oder die Forstbauden hinauf zu den Grenzbauden. Sehr viele Wanderlustige strebten aus Richtung Schmiedeberg, Landeshut kommend der Schneekoppe zu, durchschritten unser Dörflein und benutzten, abseits der lärmenden, staubigen Straße, die Waldsaumwege über die Kaiser-Friedrich-Baude durch den Melzergrund. Auch das nur eine Wegestunde entfernt gelegene Forstlangwasser, auch Forstbauden genannt, an der 1000 m-Höhengrenze kann kein Wanderer vergessen; seine alpine Lage inmitten herrlicher Matten mit den niedrigen alten Bauden übte einen seltenen Reiz aus.

Hier oben stand auch die höchstgelegene kleinste Schule Preußens mit nur 4 – 5 Schulpflichtigen! Lehrer Liebigs alpiner Pflanzengarten am Schulhäusel erregte bei Naturfreunden größte Bewunderung. Ob die am Hausgiebel angebrachte Tafel heute noch von seiner Naturliebe und seinen Mühen zeugt? Dem letzten Lehrer in Buschvorwerk (1917 – 1945) gelang es, noch manches Hochgebirgsblümlein herunter zu holen und in seinem Steingarten vor dem Eingehen zu bewahren.

Pflanzenfreunde  (aus Krummhübel und Bad Warmbrunn) nahmen in ihre Steingartenanlagen oft Ableger mit. -

Im Jahre 1915 wurden die Forstbauden nach Buschvorwerk eingemeindet; damit wurde der „Hohe Schulbaudenbetrieb“ eingestellt, und die wenigen Schulpflichtigen mußten hinunter nach Buschvorwerk. Trotz mancherlei Beschwernisse meisterten sie begeistert den langen Schulweg, namentlich im schneereichen Winter auf Rodel oder Ski, (10 Min.bei dem Höhenunterschied von 500 m!). Vergessen wir nicht die Leistung des „Stefansjungen“ der täglich seine Post hinauftrug. Webtradeln der Erwachsenen von der Forstbauden-Gaststätte bis hinunter zur „Brauerei“ Buschvorwerk machte viel Freude. Aeltere Bewohner erinnern sich auch noch der großen Feste des Schmiedeberger Bob-Clubs, der auf unserer Tannenbauden-Waldstraße sein Bobrennen abhielt und in der Brauerei die Siege feierte. - Natürlich hatte die Jugend im Oberdorfe auch ihre selbst erbaute Ski-Sprungschanze.

Leider veränderte der letzte Krieg das Ortsbild; Buschvorwerk büßte von seiner Stille und Schönheit ein. Der Zweig-Bleichbertrieb der Firma Otto Peschel in Schmiedeberg wurde zur lärmenden Kriegsrüstungsstätte umgebaut und erweitert (Herstellung von unterirdisch erprobten, schweren Raketengeschossen).

Vergessen wir dieses schaurige Bild und halten wir die schönen Erinnerungen an unser liebes Heimatdörfel Buschvorwerk wach!

 

 

Entnommen aus „Schles.Bergwacht“, SB1958/N36/S582