Die Oderschiffahrt einst

von B. Clemenz


Schon im Mittelalter wurde Schiffahrt auf der Oder betrieben. Die Leubuser Mönche besaßen 2 eigene Schiffe von je 200 Zentner Tragfähigkeit, mit denen sie jährlich einmal Heringe aus Pommern und zweimal Salz aus den Niederlagen von Guben und Lebus holten. Die anliegenden Orte hatten bestimmte Rechte auf den Oderverkehr, so beispielsweise Glogau, das drei Schiffe auf der Oder halten durfte. Aber die vielen Stromhindernisse: Wasserpflanzen, Wehre, Mühlen und Schleusen legten die Anstrengungen lahm. Wiederholt haben König Johann und Karl IV. von Böhmen Vorschriften erlassen, die Fahrrinne freizumachen. Zu einem schwunghaften Verkehr konnte es jedoch nicht kommen und in den Jahren 1597-1629 war die Oderschiffahrt gänzlich eingestellt worden. Im 16. Jahrhundert tauchte zuerst der Plan auf, die Oder mit der Spree und dadurch mit der Nordsee zu verbinden, aber erst der Große Kurfürst hat ihn verwirklicht.

Der Fluß verwilderte und war den Anwohnern mehr schädlich als nützlich, und im Laufe der Jahrhunderte machte der Strom immer mehr Windungen. Die ersten großen Vorkehrungen zur Regelung des Oderlaufes sind Friedrich dem Großen zu danken. Durch zahlreiche Durchstiche in den schärfsten Krümmungen von Ratibor bis zur pommerschen Grenze wurde der Lauf um ein Sechstel verkürzt. Die Schiffahrt hatte aber davon kaum Gewinn; denn der schnellere Lauf des Wassers verringerte seine Tiefe und erschwerte die Bergfahrt. Zudem war das Oderbett durch unzählige Baumleichen unsicher. Im 19. Jahrhundert wurden binnen 60 Jahren zwischen Breslau und Küstrin nicht weniger als 28.000versunkene Stämme aus dem Stromsande gehoben. Bald stieg der Verkehr auf der Oder. Schon 1844 fuhren bei Glogau über 3000 Kähne stromauf und fast ebensoviel stromab, außerdem 1740 Matätschen (Flöße).