Der Läusepelz

Lucie Zencominierski




Zwischen Reibnitz und Blumendorf lag die zum Schaffgotschen Besitz gehörende Burg Altkemnitz, im Volksmund „Läusepelz“ genannt. Es war nurmehr eine Ruine, die in unsere Tage ragte, womit sie allerdings den entehrenden Namen verdient hat, wußte niemand mit Bestimmtheit zu sagen.

Wahrscheinlich ist, daß sie nach ihrem Verfall allerhand landfahrendes Volk beherbergte und die einheimische Bevölkerung trug ihr daher den Spottnamen an.

Um 1635 war die Burg Altkemnitz der Aufenthaltsort der Generalin Schaffgotsch und deren Kinder, während man zu Regensburg ihrem Gemahl den Prozess machte.

In der Reichsgräflich Schaffgot`schen Bibliothek zu Bad Warmbrunn hing – unter Glas – der „Pilsener Revers“, jenes Schriftstück, das am 12. Januar 1634 als Treuebekenntnis für Wallenstein, den kaiserlichen Generalissimus des 30-jährigen Krieges, verfaßt und von seinen Offizieren unterzeichnet wurde, u.a. vom General der Reiterei Hans Ulrich Schaffgotsch.

Hans Ulrich Schaffgotsch, Freiherr von Kynast, Greiffenstein und Warmbrunn, hatte sich Anfang des Jahres 1634 über den Frankensteiner Pass in das Hauptquartier Wallensteins nach Pilsen begeben, zu einer Zeit also, als die Sterndeuter Wallensteins Untergang vorausgesagt hatten. Sein Geschick erfüllte sich am 25.Febr. 1634 als er von dem irischen Hauptmann Devereux erstochen wurde.

Ein knappes Jahr später sollte General Schaffgotsch ein ebenfalls gewaltsames Ende finden. Die Reichsstände in Regensburg befahlen dem in Schlesien weilenden vor ihnen Rechenschaft abzulegen, und Schaffgotsch reiste sofort mit einigen Bediensteten ab. In Regensburg angelangt, wurde er sofort in Arrest genommen und ihm der Degen abgefordert. Unter starker Bewachung wurde – der zu unrecht Verdächtigte – im Regensburger Rathaus festgesetzt und ihm folgende drei Fragen vorgelegt:

  1. ob er mit des Kaisers Feinden geheime Verbindung aufgenommen habe,

  2. ob er Truppenverpflegungsgelder dazu verwandt habe, um einen Aufstand zu entfachen,

  3. ob er die schlesischen Lutheraner gegen die Katholiken aufgewiegelt habe?

Die Verbindung mit des Kaisers Gegnern, zwecks Befriedung des Vaterlandes, gab Schaffgotsch zu, aber ein schuldhaftes, verräterisches Verhalten leugnete er entschieden ab, ebenso die anderen Anschuldigungen. Die ihm als Beweis vorgelegten Schriftstücke waren grobe Fäschungen und Entstellungen, und auch unter Folter, der er sich unterziehen mußte, leugnete der Angeschuldigte mannhaft. Trotzdem wurde er zum Tode verurteilt, durfte am 19.Juli 1635 noch einen Boten mit Nachricht über sein Befinden nach Schlesien zu den Seinen absenden, pflegte danach mit dem lutherischen Prediger Lenz von der Dreifaltigkeitskirche in Regensburg eine lange Unterredung, nahm am Sonntag noch das Abendmahl in beiderlei Gestalt , als Bekenntnis zum lutherischen Glauben, und wurde am 23.Juli 1635 auf dem Haidplatz in Regensburg enthauptet.

Neben dem „Pilsener Revers“, in der oben erwähnten Bibliothek zu Bad Warmbrunn, wurde auf schwarzem Samt das Schwert gezeigt, mit dem Hans Ulrich Schaffgotsch „vom Leben zum Tode gebracht“ wurde.

Seiner Witwe, die sich auf Schloß Altkemnitz befand, wurden auf kaiserlichen Befehl die Kinder fortgenommen und nach Wien gebracht, wo sie zur Erziehung zum katholischen Glauben in die Obhut der Jesuiten gegeben wurden.


Entnommen aus: „Schles.Bergwacht“ 1955

Erstellt:Winfried Schön, Mail:genealogie@wimawabu.de 08.10.04