Aus Alten Kirchenbüchern

von R. Porrmann

 

 

Der erste Brückenberger Förster der Herrschaft Schaffgotsch mit dem Namen Porrmann lebte von 1657 bis 1727 Die Brückenberger gehörten damals kirchlich nach Arnsdorf, und zwar in die heutige katholische Kirche, auch wenn sie evangelisch waren. Die Kirche war ja von 1552 bis 1654 evangelisch gewesen. Nach der Rekatholisierung in letzterem Jahre waren nur verschwindend wenige Einwohner des Kirchspiels, wozu damals eben auch Brückenberg gehörte, katholisch.

Im katholischen Diözesan-Archiv in Breslau wurden noch die katholischen Kirchenbücher von Arnsdorf ab 1654 aufbewahrt, worin jede Taufe, jede Trauung und jede Bestattung gewissenhaft eingetragen war. Doch ist das Geburtsdatum des Försters Christian Porrmann nur aus seinem  Sterbeeintrag ersichtlich. Er muß also nicht in Brückenberg geboren sein, vielleicht in Seiffershau.

 

„Im Jahre 1727 also ist eingeschrieben: „1727, den 18.April, ist in sein Grab gelagert worden Christian Porrmann, herrschaftlicher Jäger und Förster am Brickenberge. Ward geboren 1657, ward copulieret (getraut) 1680, lebte in der Ehe elf Jahre, ward Witwer, 2. mal copulieret 1694, lebte in dieser Ehe 21 Jahr, ward Witwer, Drittes Mal copulieret 1718, lebte in dieser Ehe neun Jahr und starb den 14.April, alt 69 Jahr und vier Monate. Er hinterläßt aus der dritten Ehe ein ganz unerzogenes Söhnlein.“

 

Die allererste Eintragung seiner Person erscheint im katholischen Kirchenbuche zu Arnsdorf 1688. Da heißt es: “1688, den 26.Februar, ist des Christian Porrmanns Kindel aus Brickenberg zur Erde bestattet worden, alters sieben Wochen.“

 

Ich will gleich hinzufügen, daß dieser erste Förster unseres Namens in Brückenberg aus seinen drei Ehen ungefähr zwanzig Kinder hatte. Jahr für Jahr erscheint im Taufbuch ein Eintrag zu seiner Person, aber ebenso im Sterbebuche. Von diesen zwanzig Kindern sind nämlich nur wenige am Leben geblieben. Man kannte damals keine Säuglingspflege und vor allen Dingen keine Säuglingshygiene. Man wußte um die Ernährung der Kleinen wenig Bescheid. Die Wohnverhältnisse in den hölzernen Baudenhäusern waren äußerst dürftig und ärmlich. Man konnte keinen Arzt in Anspruch nehmen, wenn eines der Kinder krank wurde. Der nächste Arzt war sicher erst in Hirschberg oder Warmbrunn. Er ist wohl kaum einmal nach Brückenberg geholt worden. Leben und Sterben nahm man eben ergeben aus Gottes Hand entgegen. So war es gang und gäbe, daß in den meisten Ehen Jahr für Jahr ein Kind geboren wurde, aber auch das eines starb. Nur wer eine eiserne Gesundheit hatte, überwand alle Unzulänglichkeiten des rauhen Gebirglerlebens und wurde groß. Und so ist 1691 dem Förster ein Söhnlein geboren worden, welches leben blieb und unser Geschlecht fortsetzte.

„ 1691, den 9.Oktober, ist Christian in Probsthain getauft worden. Vater Christian Porrmann, Förster in Brickenberg, Mutter Rosina. Paten 1.Christian Maywaldt, 2.Caspar Breiter, 3. Christine Schmidin.“

Wie aus dem Eintrag ersichtlich, ist der kleine Christian in Probsthain getauft worden. Dort befand sich nämlich die nächste evangelische Kirche für die Brückenberger. Probsthain liegt bekanntlich im Bober-Katzbach-Gebirge, am berühmten Probsthainer Spitzberge, ungefähr vierzig Kilometer von Brückenberg entfernt, und gehörte damals zum Fürstentum Liegnitz. Die regierenden Fürsten waren die evangelischen Piasten. Deshalb waren unter ihrer Herrschaft die evangelischen Kirchen erhalten geblieben. Übrigens war die Gemahlin des hingerichteten Grafen Hans Ullrich von Schaffgotsch ebenfalls eine Piastenprinzessin aus Liegnitz gewesen. Sie war aber bereits 1631 gestorben. Nach dem Tode Hans Ullrichs waren die zunächst evangelisch getauften Kinder des Paares katholisch erzogen. Seitdem ist das Geschlecht Schaffgotsch wieder katholisch.

Elende Wege führten damals von Brückenberg nach Probsthain. Und doch hat man im sicherlich schon rauhen Oktober das neugeborene Kindlein die vierzig Kilometer nach Probsthain zur Taufe getragen. Freilich mußte man das auch beim katholischen Pfarrer in Arnsdorf melden. Derselbe schrieb ihn in sein Taufbuch ein und empfing natürlich auch die Taufgebühren, die also zweimal bezahlt werden mußten.

Eine andere evangelische Kirche, zu der sich die Brückenberger und natürlich auch die Arnsdorfer  hielten, war die diejenige zu Gebhardsdorf, , in der Nähe von Friedeberg am Queis. In den katholischen Kirchenbüchern wird der Ort „Göppersdorf“ geschrieben. Schlesien reichte damals nur bis zum Queis, welcher die Grenze zum Kurfürstentum Sachsen bildete. Lauban und Görlitz waren damals sächsische Städte. Da auch die Kurfürsten von Sachsen damals noch evangelisch waren, blieben auch die Kirchen unter ihrer Herrschaft evangelisch.

So ist auch die zweite Ehe des besagten Försters Christian Porrmann in Göppersdorf geschlossen worden. Der diesbezügliche Eintrag im katholischen Kirchenbuch lautet: „1694, am 7.Februar, ist in Göppersdorf copulieret worden der Witwer Christian Porrmann, herrschaftlicher Förster und Jäger am Bickenberge, mit Jungfrau Rosina, des Laboranten Melchior Großmann in Cromhübel ehelicher jüngster Tochter.“

Die Brautleute sind also mitten im Winter, sicherlich bei Kälte und hohem Schnee, von Brückenberg nach Gebhardsdorf  hinter dem Queis zur Trauung gewandert. Wer Freude daran hat, mag sich diesen Hochzeitszug ausmalen. Er wird wenig Hochzeitliches an sich gehabt haben.

Und wie die Porrmanns, so hielten es alle evangelischen Brückenberger und Arnsdorfer. Lieber lief man meilenweit zu einer evangelischen Kirche, als daß man wieder katholisch geworden wäre. Oft aber saß man auch zur Nachtzeit an einem Predigersteine und lauschte einem Buschprediger, bei welchem man auch zum Abendmahle gehen konnte. Dies alles offenbaren uns die alten Kirchenbücher.

 

 

Aus „Schles.Bergwacht“, SB1960/N06/S105