Wie die Arnsdorfer Blaskapelle gegründet wurde

von Fritz Klein



Es war in den Jahren um 1921, da lernte in Arnsdorf Lorenz Fritz beim Häring Franz im Oberdorf Trompete blasen. Eines Tages traf er mich und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen; ich war auch gleich dabei!

Ich hatte aber als Maurerlehrling kein Geld, mir ein Instrument zu kaufen; so verkaufte mein Vater einen Sack Korn, wofür ich in Schmiedeberg einen Baß erstand. Es kam dann noch Röhricht Alfred und Baumert Wilhelm dazu, so daß schon eine Kapelle von 4 Mann, Trompete, Tenorhorn, Althorn und Baß, beisammen waren.

Alle Wochen zweimal war bei Häring Franz Musikstunde. Es dauerte nicht lange, da konnten wir schon etliche Walzer, Polka und Rheinländer, und im Glausnitzer Kretscham fand der erste Musikerball mit Erfolg statt. Für das Geld wurden Noten gekauft. Dann kamen noch Häring Karl, sein Sohn Alfred aus Steinseiffen, Ulbrich Hugo von Hainbergshöh-Ober-Seidorf, Krause Gustav aus Steinseiffen, Kamin Arthur und seine Brüder aus Erdmannsdorf dazu. Zu meinem 20. Geburtstage hatten meine Eltern ein Schwein geschlachtet, da lud ich meine Kollegen zum Wellfleisch-Essen ein. Nach dem Essen gab es auch Schnaps und Baumert Wilhelm bekam des Guten zuviel. Er ist in der Nacht mit einer Kanne Wurstbrühe anstatt nach Arnsdorf direkt, über Stonsdorf, Seidorf nach Arnsdorf gelaufen. Er hat etliche Jahre nicht mit mir gesprochen, so ärgerte ihn das. Noch daheim verstarb er an einem Nierenleiden, wo wir ihm zur letzten Ruhe spielten.

Im Januar 1924 war ein Maskenrodeln in Arnsdorf vom Gasthof zur Riesengebirgsbahn bis zum Dittrich-Kretscham. Unsere Kapelle wurde auf einen Pferdeschlitten geladen (Kastenschlitten). Unser Paukenschläger Röhricht wurde beim ersten Marsch ein bißchen ängstlich, so daß aus dem Marsch ein Galopp wurde; aber was dann kam? Wir saßen auf dem Pferdeschlitten, der Paukenschläger Röhricht Alfred hinten auf dem Schieblich, die Pauke auf einen Gartenstuhl gebunden, einen großen Zylinder auf dem Kopf, schwarz waren Gesicht und Hände. Wie sich der Festzug bewegen sollte und der erste Paukenschlag erklang, wurden die Pferde scheu, und mein Alfred rutschte mit samt der Pauke in den Schnee. Man hat nur sein schwarzes Gesicht gesehen, alles hat gelacht, als Alfred aus dem Schnee gekrabbelt kam. Dann wurde ihm wieder auf den Schlitten geholfen und die Fahrt ging weiter, bis zum Dittrich-Kretscham, wo wir im Saal zum Tanz spielten. So wurden wir bekannt und beliebt und haben zur Kirmes, Garten- und Vereinsfesten aufgespielt.Es wurde auch alle Jahre Silvester 12 Uhr vom Turm geblasen, dann ging es zu Fechner Fritz in die Brauerei, da war was los! Auch Geburtstags- und Hochzeitsständchen wurden gespielt. Hermann, den wir noch in der Heimat zur ewigen Ruhe gebettet haben, auch Alfred Häring aus Steinseiffen ging von uns. Wir spielten auch vielen von Arnsdorf, Glausnitz, Seidorf, Giersdorf, Hain, Baberhäuser, Steinseiffen, Erdmannsdorf z. Letzten Ruhe.

Dann entstand eine Kapelle nach der anderen, in Steinseiffen die Liebig-Kapelle, in Buchwald die Musikvereinigung Buchwald- Schmiedeberg, die Märzdorfer Kapelle und so ging die Arnsdorfer Kapelle ein.

Lorenz Fritz war dann Kapellmeister bei der Märzdorfer Kapelle. Ich selbst war beim Hirschberger Riesengebirgsorchester, bei der Zillerthaler Werkskapelle und bis 1939 bei der Schmiedeberger Feuerwehrkapelle. Die Märzdorfer Kapelle hat noch bis fast zum Kriegsende gespielt.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“ SB1958/N13/S206



Erstellt v. W.Schön, E-Mail: genealogie@wimawabu.de