400 Jahre Schloß Schwarzbach

von Richard Brinke (1959)



1559 – also vor 400 Jahren erbaute Johann Caspar Schaffgotsch Schloß Schwarzbach. Keine Urkunde sagt uns etwas von diesem Bau, aber das im Renaissancestil errichtete Hauptportal, durch das der Besucher des Schlosses in den kleinen viereckigen Schloßhof gelangte. Im flachen Rundbogen über dem breiten Fries mit den Wappen verschiedener Adelsgeschlechter – links und rechts vom „Christus am Kreuze“ - sind auf dargestellten Pergamentrollen folgende Worte zu lesen: „Im fünzehnhundert neun und fünfzigsten Jahr habe ich Johann Caspar Schaffgotsch dieses haus erbauet - - - .“ Und der Schluß lautet: „Der Herr behüte deinen Eingang und Ausgang.“ Die Wappenbilder selbst bilden ein Stück Geschichte der ehemaligen Schloßherren, denn vor dem Adelsgeschecht von Schaffgotsch waren die Adelsfamilien von Zedlitz, von Totschen, von Falkenstein oder -hain, von Liebsteller, von Reibnitz, von Rechenberger, von Hohberg, Besitzer der Standesherrschaft Schwarzbach. - Für die chronologische Reihenfolge der hier aufgezählten Adelsgeschlechter kann nicht gebürgt werden. Die eben genannten Namen der verschiedenen Adelsfamilien sagen uns auch, daß die Herrschaft Schwarzbach oft den Besitzer wechselte. Ihre Wappenbilder und Ihre Namen sind verewigt. Aus ihrer Zeit aber, aus ihrem Leben und Treiben wissen wir nichts, wohl aber etwas von den Herren von Schaffgotsch, denen zuletzt die Herrschaft Schwarzbach gehörte. - Wie allgemein bekannt ist, waren einst die Grafen von Schaffgotsch ein weitverzweigtes Ritter- und Adelsgeschlecht im Riesen- und Isergebirge und weit darüber hinaus. Wie schon gesagt, gehörten einer Seitenlinie so um 1600 die Güter und Dörfer Fischbach, Södrich und Schwarzbach. Dieser Herr von Schaffgotsch teilte sein Besitztum unter seine zwei Söhne so, daß der eine Fischbach und der andere Södrich und Schwarzbach erhielt. Obwohl Södrich so nahe an Fischbach und so weit von Schwarzbach liegt, nahm dieser Graf von Schaffgotsch die Teilung seines Besitzes, weil er wohl ein gerechter Vater sein wollte, in der eben erwähnten Weise vor, denn die Herrschaft Fischbach allein war weit größer und reicher als Schwarzbach. Früher mußten die Södricher Untertanen Hofedienste in Schwarzbach leisten und wohl täglich am Morgen den Weg von Södrich nach Schwarzbach und am Abend umgekehrt von Schwarzbach nach Södrich zurücklegen. Dieses tägliche Hin und Herlaufen war eine unangenehme Zugabe zu ihren Arbeitsleistungen, zumal damals der Arbeitstag weit mehr als 10 Arbeitsstunden hatte. Der kürzeste Weg von Södrich nach Schwarzbach führt über den Oberhof in Lomnitz. Laut Vertrag zwischen den Grundherren von Lomnitz und von Schwarzbach wurde den Dörflern von Södrich und Schwarzbach freies Durchgangsrecht durch den Oberhof Lomnitz für „ewige Zeiten“ gewährleistet, und dieses Recht ist bis zur Vertreibung so geblieben.

Das Schaffgotsche Wappen – das Schaf unter dem Lindenbaum und darunter im Schild die vier roten Schleifen auf weißem Grunde – ist auf dem Foto, ganz rechts, leider nicht zu erkennen.

Zum Schluß noch einige wichtige Ereignisse aus der Geschichte des Gutes und Dorfes in den letzten 400 Jahren.

1623 kaufte Herr Ernst von Nimptsch auf Altenschönau die Herrschaft Schwarzbach. Zu den vielen Verpflichtungen der Dörfler der Gutsherrschaft gegenüber, gehörte u.a. Auch das „Botenlaufen“. Boten liefen ständig von Schwarzbach nach Altenschönau mit Nachrichten. In demselben Jahre erlebte das Dorf seinen größten Häuserbrand. Sämtliche Bauernstellen, der Kretscham, die Mühle und fast alle übrigen Häuser wurden ein Raub der Flammen. Nur einige Häuser der „kleineren Leute“ verschonte das Feuer. Obwohl der Krieg schon 5 Jahre wütete, gingen die Dörfler sofort an den Wiederaufbau ihrer Häuser. Da geschah 17 Jahre später das nächste Unglück. 1640 wurde die Stadt Hirschberg belagert. Ein Teil der Belagerungsarmee hatte nichts Eiligeres zu tun, als aus den neu gebauten Häusern alle Balken und Holzteile herauszureißen und sie für Belagerungszwecke zu verwenden. Alle Klagen und Bitten hatte nichts vermocht, wahrscheinlich wurden die Dörfler noch gezwungen, selbst Hand an das Zerstörungswerk zu legen. Nach diesem furchtbaren Erlebnis wurden die drei Bauerngüter im Oberdorf nicht mehr aufgebaut. Die Besitzer verließen der unsicheren Zeiten wegen ihre Scholle und auch die von Gutsherrschaft eingesetzten Ersatzkräfte machten sich wieder davon. So schlug die Herrschaft denn das besitzlose Land, das nicht versteppen sollte, zum Gutsland und vergrößerte es dadurch um viele stattliche Morgen. - Am Rande dieser Bauernstelle errichtete sie über 20 Kleingärtner- und Häuslerstellen ohne Land, deren Besitzer als „Hofearbeiter“ auf dem Gute arbeiteten. So verschaffte sich die Gutsleitung neue Arbeitskräfte.


1654 wanderten 22 Familien wegen ihres Glaubens nach Sachsen aus. Für die kleine Gemeinde war die Abwanderung dieser Familien ein gewaltiger Aderlass. Der Ausfall an Arbeitsleistung und an steuerlichen Einnahmen mußte von den Zurückgebliebenen geleistet bzw. Getragen werden.


1679 ging durch Kauf die Gutsherrschaft Schwarzbach mit allen Gerechtigkeiten und Nutznießungen in den Besitz der Stadt Hirschberg über und Gut Schwarzbach gehörte fortan zu den Stadtgütern. Durch diesen Herrschaftswechsel fielen einige Belastungen für die Dörfler weg.


1757 lagerten österreichische Truppen am Grünbusch auf Schwarzbach`schem Gebiet. An diese Begebenheit erinnert uns der Flurname „Der Österreicher“, ein Ackerstück im Kretschamgelände.


1801 oder 1802 vernichtete ein Großfeuer sämtliche Wirtschaftsgebäude des Dominiums


1807 erschienen bayrische Truppen – damals Napoleons Verbündete und Preußens Feinde – in Hirschberg, und eine Abteilung auf unserem Dominium, wo sie vom Gutspächter Giersberg Pferdegespanne zm Fortschaffen von Verpflegung und anderen Gütern forderten. Da aber zufällig alle Pferdegespanne auswärts beschäftigt waren, konnte er ihre Forderungen nicht erfüllen. Aus Zorn darüber verprügelten sie den Gutspächter und zogen weiter.


1813 erleben Dorf- und Gutsbewohner ihre erste Bekanntschaft mit Preußens Verbündeten, den Kosaken. Sie quartierten sich im Kretscham ein und konnten nicht genug mit Branntwein versorgt werden. 1803 hatten Russen auch ein Lager im Grünbusch aufgeschlagen. Von da aus machten sie die Gegend unsicher. Am 26. August, an dem Tage, an dem Blücher an der Katzbach die französische Boberarmee vernichtete, so daß der französische Marschall seinem Kaiser berichten mußte: „Sire, die Boberarmee besteht nicht mehr!“, plünderten Russen die Fünfhäuser und das Niederdorf. Nach dem siegreichen Ausgang dieses Krieges für die Verbündeten, mußte unser Dorf noch einmal Kosaken aufnehmen und verpflegen, die sich auf dem Heimweg befanden. Diesmal jedoch nur für kurze Zeit. Französische Einquartierung hatte unsere Gemeinde von 1807 jahrelang und mußte gut verpflegt werden. Die Steuern waren in diesen Jahren um das 3-, 4- und 5-fache gestiegen. Bettelarm war die Gemeinde am Ende dieses Krieges.

1850: Schwarzbach legt einen eigenen Friedhof an und kauft ein Stück Acker vom Dominium. Die Gemeinde war aber – nach den Hungerjahren von 1847/48 – noch so arm, daß sie sich das Kapital dazu leihen mußte. Bis dahin wurden die Toten auf dem Heiligen-Geist-Friedhof in Hirschberg beerdigt.


1874: 4 Jahre nach dem deutsch-französischen Kriege gründeten Kriegsteilnehmer den Krieger-Verein. Mitbegründer und langjähriger erster Vorsitzender war der Großgärtner Johann Menzel aus Nr. 75 und dessen Enkelsohn, der Stellenbesitzer Hermann Menzel, der letzte Schrift- und Rechnungsführer des Vereins.


1905: Das neue zweistöckige Schulhaus wird eingeweiht.


1910: Gründung der Freiw.Feuerwehr.

1922: Einweihung des Kriegerdenkmals.

1927: Die ersten vier zweistöckigen Siedlungshäuser werden errichtet.

Wichtige Begebenheit der letzten Jahre die wir in Schwarzbach verlebten, sind wohl allen noch in bester Erinnerung.


Entnommen aus „Schles.Bergwacht“, SB59/N34/S590