Ein Blick in die Geschichte von Arnsdorf i.Rsgb.

Stand ca. 1930


Urkundlich erscheint Arnsdorf schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts. In einem Schweidnitz- Jauerschen Privilegienbuch befindet sich folgende Notiz vom Jahre 1264: Heinrich, Herzog von Schlesien, verleiht seinem Notar und Diener Uisicus eine Hufe in Arnoldisdorf (Arnsdorf). Ob tatsächlich unser Arnsdorf hier gemeint ist, läßt sich freilich nicht sicher feststellen. Sicher sind wir dagegen, daß es im Grundbuche der Breslauer Diözese genannt ist. In die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts führt uns auch ein in Arnsdorf selbst befindliches Datum. In eine Mauer der katholischen Kirche ist mit gotischen Ziffern die Zahl 1289 eingegraben, welche offenbar das Baujahr bezeichnet. Diese Kirche soll vorher schon als Kapelle bestanden haben und zwar bereits um das Jahr 1241. An dieses Jahr erinnert der sogenannte „Mongolenkopf“ an der äußeren Kirchenmauer und erzählt die Chronik, daß bei einem kleinen Gefecht mit einer Mongolenabteilung ein Anführer an jenem Ort gefallen und beerdigt worden sei. Das damals bestehende Dorf erstreckte sich mindestens von der Laubner-Mühle bis zur Kirche. Wie die meisten schlesischen Gebirgsortschaften, denen nicht lohnender Bergbau zur Gründung verhalf, wird Arnsdorf so entstanden sein, daß der betreffende Fürst hier einen Meierhof anlegte und ihn an einen seiner Ritter verlieh. Nach alten Nachrichten ist zuerst der sogenannte Niederhof angelegt worden, dessen letzte Reste noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei der oben erwähnten Mühle zu sehen waren. Vom Gutshofe nach den Bergen zu siedelten sich dann die Dienstleute der Herrschaft an. Die weitere Besiedlung geschah wohl in der Weise, daß die Herrschaft die Erlaubnis gab, wüste und bewaldete Strecken Landes urbar zu machen, wofür dann die Anbauer den Grundzins zu zahlen und die Arbeit auf den herrschaftlichen Feldern zu leisten hatten. Namen von Besitzern des Gutes sind uns erst aus dem 15. Jahrhundert überliefert.

Aus dem Nachlass des Johann von Niebelschütz erwarb im Jahre 1436 ein Lorenz von Runge die Herrschaft, welche damals aus Arnsdorf, Steinseiffen und Querseiffen bestand. Der Familie v. Runge gehörte Arnsdorf bis zum Jahre 1491, als die Brüder Günther, Conrad und Georg von Reibnitz die Herrschaft kauften. Nach Conrads frühem Tode erbauten Günther und Georg an der Stelle des heutigen Dominiums ein zweites Gut, den sogenannten Oberhof. Unter den Herren von Reibnitz entwickelte sich das Dorf mehr und mehr, so daß 1599 86 Besitzungen vorhanden waren. Während die Bewohner von Nieder-Arnsdorf durchweg Dienstleute und Handwerker waren, bildete sich in Ober-Arnsdorf mehr und mehr der Bauernstand aus, der es verstand seine Interessen auch gegenüber der Herrschaft zur Geltung zu bringen. Kriegsnöte und teure Zeiten hat auch Arnsdorf durchmachen müssen. Für die Annahme der lutherischen Lehre 1552 hatte die Gemeinde im 30 jährigen Kriege sehr viel zu leiden. Wiederholt plünderten kaiserliche Hilfsvölker den Ort. Beim Herannahen des Feindes im Jahr 1663 flüchteten die Bewohner mit Hab und Gut in die Berge. Von der damals zur Verteidigung des Dorfes gebildeten Schützenschar hat der „Schützenberg“ noch heute seinen Namen. 1640 zündete der Feind das Dorf an vielen Stellen an, ebenso 1641, und fast bis zum Friedenschluß 1648 dauerte die Drangsal. Der damalige Besitzer der Herrschaft Heinrich von Reibnitz war durch seine Bemühungen, der Gemeinde nach dem schrecklichen Kriege wieder aufzuhelfen, selbst so tief in Schulden geraten, daß nach seinem Tode der Bankrott ausbrach.

Von den Gläubigern erstand am 12. Juli 1656 der Freiherr Karl Heinrich von Zierotin die Herrschaft, erbaute 1667 das heutige Schloß und legte durch seine wirtschaftliche Tüchtigkeit den Grund zu dem gegenwärtigen Wohlstand der Herrschaft. Im Jahre 1677 erwarb er sich von der Stadt Hirschberg die Obergerichte für die gesamte Herrschaft Arnsdorf. Da er dadurch das Recht über Leben und Tod erhielt, wurde infolgedessen der noch vorhandene Galgen errichtet, der dreimal benutzt worden sein soll. Er steht auf einem Hügel nördlich der von Arnsdorf nach Steinseiffen führenden Straße. Das kreisrunde, teils aus Ziegeln, teils aus Steinen erbaute Mauerwerk ist 5 ¼ m hoch und hat sich bis jetzt gut erhalten. Der untere Rundbau trägt 3 Pfeiler, die einst durch Querbalken verbunden waren. An jene Zeit erinnert auch die vor der kath.Kirche sich befindliche Staupsäule. Mit den schlesischen Kriegen begann wieder eine schwere Zeit für unsere Gegend. Besonders schlimm war das Jahr 1745, wo österreichische Truppen Arnsdorf, Steinseiffen und Krummhübel zweimal plünderten und brandschatzten.

Es ist nicht ohne Interesse, auch dem Wechsel der Beschäftigung nachzuforschen. Urbaren Boden zu gewinnen war ein Hauptziel der Ansiedler. Wurde auf solchen Flächen auch nicht sogleich der Ackerbau heimisch, so boten sie doch eine gute Viehweide. Angebaut wurden hauptsächlich Roggen, Hafer und Flachs. Der Obstbaum ist von Anfang an eingeführt worden. Da die Kartoffel noch nicht bekannt war, so baute man Rüben aller Art an. Neben Landwirtschaft und Waldkultur gab auch die hier früh sich entwickelnde Industrie Gelegenheit zur Beschäftigung. Schon im Jahre 1642 gab es im Oberdorf eine Papiermühle, eine Brettschneide und einen Eisenhammer, der ursprünglich in Birkigt angelegt worden war und später auch wieder dahin verlegt wurde. Zur Zeit der Blüte des schlesischen Leinwandhandels hat sich reiche Arbeitsgelegenheit durch die im Niederdorf betriebene Bleicherei, sowie der Handspinnerei und Handweberei geboten. Als aber in der 2.Hälfte des vorigen Jahrhunderts das Spinnrad und der Webstuhl der Spinn-und Webmaschine Platz machen mußte, war ein großer Teil der Bevölkerung auf den fabrikmäßigen Betrieb dieser Industrie angewiesen. Die Erdmannsdorfer Spinnerei und Weberei bildet noch heute die Grundlage vieler Existenzen des Arbeiterstandes. Nicht minder lohnenden Verdienst bietet die hierorts in Blüte stehende Holzstoff- und Papierfabrikation. Aber noch eine andere Erwerbsquelle hat sich in den letzten Jahrzehnten in unserem Gebirge aufgetan: Der Fremdenverkehr.

Um diese Quelle auch für unseren Ort immer ergiebiger zu machen, sind R.G.V. und V.V. bestrebt, seinen guten Ruf durch allerlei zweckmäßige Einrichtungen noch zu heben und Arnsdorf zu einer allen neuzeitlichen Anforderungen genügenden Sommerfrische zu gestalten.