Ollerhand schläsche Festlan

von Anna Josko



Wenn bei ins derheeme is Neujuhr vorbei woar an die Pauern ausgedroscha hotta, do fing die Zeit der Wintervergniega an klenn Festlan oa. Mir hotta nämlich ollerhand Vereine, die olle an Boll machta. Do woar der Militärboll, der Feuerwehrboll, der Handwerkerboll, der Rodfoahrboll an doas Gesangkränzel vum Männergesangvereine. Bei jedem Vergniega wurde Theater gespielt an hingerhar getanzt, gewehnlich bis zum Murga. Der Rodfoahrverein machta uff senn bunt geputzta Radern ollerhand Kunststicklan uff dam blanka Parkette, beim Männergesangvereine wurde ei der Hauptsache gesunga an schiene Singspiele uffgefiehrt. Dann hotta mer au nooch an Damenkoffe. Do ginga die Weiber alleene und zwoar mitta ei der Wuche noochmittichs im viere. Die junga Madel mußta derweile derheeme is Viech versurga an die Wertschoft versahn. Obends koama sie dernoochert mit a Männern au nooch hingerhar. Dann ging nämlich irscht doas Schinnste vo dam ganza Vergniega lus. Die Tische ei dam Soale woarn olle schnieweiß eigedeckt, oaber nee etwann mit Poppierdecka, wie doas hiezulande asu Mode ies, nee, bei ins derheeme woarn doas die schinnsta Damastdecka, wie sich doas zu am richtiga schläscha Koffeklatsch äbenst au gehiert. Die Tossa stonda au schunt do. Nu suchte ma sich an schinn Plotz aus. Natierlich koam ma nich alleene. Die nächsta Nuppern an Freundschofta toata sich zusomma und ginga geschlussa lus. Der Schenksims soahg hinte ganz anderscher aus. Stott dan Schnopsfloscha stond olles vul Kucha, Torta un Baba, an nee zu wing. Do ging ma glei hie an keefte sich asu viel, wie ma groade verspachteln kunnde. Fier dan Koffe bezoahlte ma drei Biehma, an schunt koam die Bedienung mit dam grußa Kruge an schankte ei, an nu kunnt ma Koffe schloppern, asu viel ma wullte bis zum Obend. Doas worn nooch Zeita! Bei richtiger schläscher Blosmusicke wurde zwischadurch tichtig doas Tanzbeen geschwunga. Obends, wenn die Männer an is Jungvulk koama, woar is Koffetrinka olle, do wurde bluß nooch geschnäppelt un getanzt bis frieh am Murga.


Dann hotta mir au nooch Rockatage an Lichtaobende. Die Noama stomma nooch vu Grußmuttersch Zeita har, wu die Weiber noochmittichs mit dam Spinnroade an mit dam Rockastecka luszuga, do wurde ei Gemeenschoft fleißig gespunn`n. Obends ginga die Männer mitte, an die junga Perschlan natierlich au. Doas Moansvulk hielt dan Weibern an dan junga Madeln a Kienspoan, doaß sie zum Spinn´n woas soaga. Später ginga mer bluß nooch mit´m Strickzeuge. Do goabs natierlich zur Vasper au an guda Koffe, bluß kenn Kucha an keene Torte. Nee, die woarn under der Wuche uff a Derfern ei der Schläsing nee zu honn. Do goab`s salber gebacknes Weechbrut an salber gemachte Putter oder Griewafett. Doas woar an Mischung vo ausgebrootnem Reecherspeck an Schmar vum letzta Schweinschlachta. Doas schmackte ins besser ols die ollerfeinste Torte.


Zum Lichtaoabende goabs an richtiga Apanasoaloat mit Werschtlan, an an richtiga Herischdurfer Getreidekurn oder Stonsdurfer. Doas Wosser leeft mer urndlich eim Maule zusomma, wenn ich jitzt droa denke.

Doas Fadernschleißa muß an nooch erwähnt warn. Do ginga ganze Heffa Weiber imzechnig ei die Häuser an halfa sich gägenseitig die Fadern schleißa. Under dan fleißiga Hända tirmta sich die geschlißna Fadern zu grußa Barga. Dodraus wurda dan die schinn schläscha Bettlan gemacht. Au do goab`s zer Vaschper an Schniete, die mit Softe geschmiert woar. Dan Soft hotta die Weiber au alleene gekocht, und dar sschmackte! An sulche richtige Softschniete ies nämlich au nee zu verachta. Bemm Schleißa goab`s natierlich au ollerhand zu derzähln an moncher Spoaß wurde getrieba. Wenn oaber die Fadern olle woarn, do woar Faderputz oder Faderkerms, wie ma´s nannte.

Do wurde wieder ollerhand gude Bißlan ufgetischt, denn bezoahlt wurde die Oarbeet nee. Doas woar Gefälligkeet. Doderfier langte jeder tichtig zu. Hingerhar wurde nooch gesunga an Spiele an Spoaß gemacht.


Aus „Schles.Bergwacht“, SB1957/N06/S93



Erstellt: Winfried Schön; Mail:genealogie@wimawabu.de 01.08.04