Frechheet

Fritz Liebig



Is woar vur etwa 40 Joahrn,

Oals ber noch ei der Heemte woarn.

Der Krieg woar glicklich ieberwunden;

Doch Treu und Glauben woarn verschwunden.

Goar moancher labte bluß vum Stahl`n,

Vo Arbeet toat a nischt nich hal`n.

Der Pfoarrer goab sich gruße Mühe:

A jeden Tag schund ei der Frühe

redt ar a Leuten eis Gewissen

Und soat`n, wie se laben müssen.

Fest uf a lieben Gott vertrau`n

Und arbeeten und nich ernt klau`n!“

Nu hoatt` der Pfoarrer a schienes Feld,

Doas hoatte ar mit Kraut bestellt.

Die Köppe, die woarn gutt geroaten;

Se stoanden doo wie die Suldoaten.

Schien ei der Reihe, kugelrund

Und ooch hübsch feste und gesund.

Huchwürden hoatte seine Freede;

Is woar die reenste Augenweede.

Doch eenes Murgens, du mei Schreck!

Do woar doas ganze Kraut halt weg.

Und su`ne Frechheet voo da Dieben;

Uf eenem Zättel stund geschrieben:

Wer auf den lieben Gott vertraut,

Herr Pfarrer, gelt, der braucht keen Kraut!“