Wie mer voo Steenseiffa nooch Arnsdurf ei a Unterricht ginga

Vo eem, dar derbeine woar.



Weil mer ei Steenseiffa keene Kirche hotta, mußta merr nieber nooch Arnsdurf ei a Kunvermanden-Underricht giehn. Ihr Leute, war doas mitgemacht hoot, werd wissa, doaß doas ferr ins Junga an ganz schiene Sache woar. Denn irschtens woarn merr immer a ganz schienes Heffla Junga beisomma, und woas dar eene nee wußte, doas wußte dar andre, und zweetens woarn zwischa Steenseiffa an Arnsdurf asu viele interessante Dinge zu derlaba, doas merr ins hinte nooch freen, wenn merr droane denka. Merr mußta zwee Winter nieber nooch Arnsdurf giehn. Im irschta Winter hießa merr die „Zuhierer“, weil merr doo bluß´m Paster „zuhiern“ brauchta; leider woar dar Moan oaber asu neugierig, doaß ar ins au immerfurt frurte. Warum hießa mir doo bluß die „Zuhierer“?

Doas hoot merr bis jitze niemand soan kinn. Im zweeta Winter ginga merr dann ei a richtiga „Kunfermandenunterricht“. Doo koama merr ins gega die gewöhnlicha „Zuhierer“ schunt verflischt befördert vier.

Ei dar ahla Unterrichtsstube eim Arnsdurfer Pforrhause, glei links, wenn ma zur Haustiere neikoam, woar also zweemool ei der Wuche Unterricht. Uff dan ahla Bänka, die wull 4 bis 5 Meter lang woarn, soaßa hinda links die Arnsdurfer Junga, derviere die Krummahiebler und ganz vurne a poar eelitzige aus´m Querseiffa und aus Wulfshau. Die ganze rechte Seite oaber noahma mir Steenseiffner ei. Die ahle Unterrichtsstube hoot wull ei dan ieber zweehundert Juhrn, wu drinne gelahrt wurn ies, viele hundert oder goar viele tausend Junga un Madel gesahn. Mir mußta ei dan beeda Wintern, wu merr nooch Arnsdurf ginga, goar siehr viele Bibelsprüche, Kirchalieder und Katechismussticke auswendig larn, oaber geschoadt hoot`s keem voo ins. Im Gägenteel, später eim Kriege oder ei der Gefangenschoft hoot sich moncher voo ins oa an sichta Spruch oder a sichtes Lied derinnert und hoot wieder Mutt und Geduld gefunda, doaß`m doas Leed wieder erträglich woar.

`s schinnste oaber woar nee dar Unterricht, sundern dar Wäg nooch Arnsdurf. Denn zwischa Steenseiffa und Arnsdurf fluß doch die Looms, doo woar au der Golgabarg mit dar ahla Ruine, doo woarn Felder, Wiesa, Steene und Beeme. Ju, oa dar Stroße entlang au Äppelbeeme. Und weil merr im Herbst schunt ginga, hinga au nooch Äppel droa. Doo loag halt monchmool enner unda, und wenn kenner unda loag, mußte mer halt a bißla noochhalfa, doas woar doch Ehrnsache! Wenn merr ieber de Loomsbrücke ginga, woarsch wieder Ehrensache, doas merr nee etwa richtig uff´m Wäge blieba, sundern merr ginga enner hinger`m andern uff der Mauer, die is Geländer bildete. Ei der Mitte voo der Brücke mußt ma freilich schwindelfrei sein, sunst kunnde ma lechte nunderfliega. `s ies oaber kenner nundergefleun, blus eemool voo em die Bibel und`s Gesangbuch, die nooch ahler Sitte mit em Riema zommageschniert woarn. Merr hullta doas Packsla schnell wieder ruff. Freilich woar`sch klatschenoaß, oaber doas woar nee wetter schlimm. bis zum nächsta Moale woar`sch wieder treuge.

Unda ei der Looms goab`s doozumole nooch viele Forell`n; die Fischerei woar zwoar verpacht`, oaber doas woar wieder nee asu schlimm nooch insrer Meenung. Enner mußte halt Schmiere stiehn, und mier andern hullta die Forelln mit a blußa Hända under a Stenn herfier. Eemool hott´ ich groade aa recht schiene gruße derwuscht, als der Fischereipächter koam. Do stakte ich die Forelle zwischa die Bibel und´s Gesangbuch und schnierte beede mit´m Riema feste zomma. Die Packslan läta mer schien oa die Seite. Der Fischereipächter, `s woar a gewisser Koahl aus Arnsdurf, revidierte insre Toscha, fond natierlich oaber nischt. Doaß traute ar ins ju nee zu, doaß merr die Forelln warn zu a Bibeln stecka. Asu hoa ich menn Fang behaln, oaber doch während dar Undersuchung an ganz schiene Angst ausgestanda. Mer hoan dann an Zeit keene Forelln mehr gefanga.

A ander Mool hotte enner vo ins seine Konfermationsuhre schunt zu Weihnachta gekriegt. Ar noahm se nu schunt immer bis zu Ustern ei a Unterricht mitte. Wie merr ieber die Looms ginga, fiel`m ei, ar kinnte doch amool probiern, ob die Uhre au wosserdicht wär. Gesoat, getoan. A ging nunder zum Wosser und hielt doas Uhrla oa der Käte eis Wosser nei. (Doozumoole goab`s nooch keene Ormbanduhrn.) Die Uhre noahm`s oaber iebel an blieb stiehn. Die Probe woar, mecht ma sprecha, negativ verluffa. Ar stackt sie wieder ei die Westatosche und merr ginga eis Pforrhaus. Uff eemool ruckte dar Karl während dam Unterrichte immerfurt hie und har. Wie der Pastor amool nausging, soate Hermoann: „Doas Oos Uhre hoot asu viel Wosser gesuffa, doaß jitze olles rauskimmt. Ich hoa schunt an ganz kahla, nossa Fleck uff`m Bauche.“ Na, mir honn nee schlecht gelacht. Als der Paster wieder reikoam, mußta merr ins verpucht zusommanahma, doaß merr nee merka ließa, woas lus woar. Derrheeme hoot Hermoan dann voo semm Voater ganz verdommte Senge bezoga voo wägen dar Wosserprobe mit dar Uhre.

Natierlich mußta merr uff`m Heemwäge au dam Golga an Besuch abstotta. Merr krucha dorch de Sträucher bis zu dar Ruine und wenn merr derfiere stonda, moolta merr ins immer aus, wie doas moag gewast sein, wenn die orma Sinder honn durte duba zwischa dan Säul`n gehanga. Doo lief`s ins immer ganz gruslig a Puckel nunder. Monchmol sein merr au nuffgeklattert uff doas Gemäuer. Voo duba huppta merr dann runder, denn runderklattern wär nee standesgemäß gewast. Doderbeine hoot sich Heinrich E. amool die Pfute terstaucht, doaß a nimme alleene heemgiehn kunnde. Merr mußta´n fiehrn, d.h. holb troan. Als merr`n derheeme bei semm Voater oblieferta, durfta merr natierlich nee soan, wu doas harkoam. Merr derzählta bluß, `s wär a Auto asu plutze gekumma, doaß merr bluß schnell zerr Seite springa mußta. Doderbeine hätte sich Heinrich da Fuß verstaucht. Dar Voater schien oaber Bescheed zu wissa. A zwinkerte nämlich asu verdächtig mit senn Auga. Sicherlich woar dar nämlich frieher au schunt nooch Arnsdurf ei a Unterricht geganga.

Sulche Sticklan possierta natierlich bluß eim Herbste und eim Friehjuhre. Denn eim Winter woarsch monchmool asu kaalt, doaß merr bluß machta, doaß mer rieber und nieberkoama. Doo verging ins de Lust, nuff zum Golga zu giehn oder ei der Looms zu fischa. Monchmool sein merr dorch hucha Schnie nooch Arnsdurf geboadt, an der Wind pfiff goar roasnig kaalt ieber a Gloaserhiebel rieber. Inse Uhrn spierta merr nimme, an de Fisse au nee. Doo machta merr bluß schnell, doaß mer ei`s worme Pforrhaus koama. Uff heemzu hotta merr dann wenigstens dan kahla Wind eim Ricka.

Ob de Madel au monchmool asu woas derlabta, weeß ich nee, denn die ginga fer sich zweemool ei der Wuche ei a Unterricht. Oaber viellechte derzählt au amool eene woas dervoone.

Asu denka merr halt nooch hinte garne oa die schiene Zeit und oa die seelige Heemte. Ihr Leute, woas gäba merr drim, wenn inse Kinder au nooch amool nooch Arnsdurf ei a Underricht giehn kinnta!


Entnommen aus „Schles. Bergwacht“ SB56/N33/S589

Erstellt von:Winfried Schön; Mail:genealogie@wimawabu.de 27.06.04